Landtagsvizepräsidentin SH: „Arbeit für den Frieden endet nie“

Am Volkstrauertag hat Schleswig-Holsteins Landtagsvizepräsidentin Jette Waldinger-Thiering (SSW) die Arbeit für den Frieden als niemals endende Aufgabe bezeichnet. „Frieden muss von jeder Generation immer wieder aufs Neue gewonnen werden“, sagte Waldinger-Thiering auf der zentralen Gedenkstunde des Landes zum Volkstrauertag (19. November). Diese bittere Erkenntnis habe gegenwärtig eine besondere Aktualität. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den Überfall palästinensischer Terroristen auf israelische Zivilisten sei der Krieg mit all seiner Grausamkeit sehr eindringlich in das europäische Bewusstsein gerückt, sagte Waldinger-Thiering laut Mitteilung des Kieler Landtags.

„Viele Jüdinnen und Juden leben wieder in Angst, weil gewaltbereite Extremisten offen antisemitische Hassparolen verbreiten“, sagte die Parlamentsvizepräsidentin. Das sei fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs „eine beängstigende Entwicklung, in der wir als Demokratinnen und Demokraten nicht tatenlos bleiben können“. Historische Fehler der gemeinsamen europäischen Geschichte müssten für die Zukunft vermieden werden. „Es geht um Menschlichkeit und darum, unsere Mitmenschlichkeit zu bewahren gerade in Zeiten der Krise, der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche“, sagte Waldinger-Thiering. Das 1945 in Europa begonnene, „gemeinsame Haus des Friedens, der Freiheit und der Demokratie“ müsse weitergebaut und immer wieder neu mit Leben gefüllt werden.

Für Kulturministerin Karin Prien (CDU) hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 das Bild des „europäischen Friedenskontinents über Nacht in Stücke gerissen“. Ein Ende dieses grausamen Krieges sei alles andere als absehbar, eine weitere historische Zäsur sei der Terrorangriff der Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober. „Seitdem schwappt eine Welle des antisemitischen Hasses über die Welt – und auch über Deutschland. Noch können wir die Welle des Hasses stoppen, die Geschichte in eine andere Richtung lenken“, sagte Prien laut Mitteilung in ihrer Rede. Das so oft zitierte „Nie wieder“ dürfe jetzt nicht zur leeren Worthülse werden.

Laut Ministerin ist es nicht nur die aufgeheizte Stimmung auf extremistischen Anti-Israel-Demos, die den Jüdinnen und Juden in Deutschland und aller Welt dieser Tage Angst machen. „Es ist auch die Gleichgültigkeit der Gesellschaft. Die Angst, etwas zu sagen. Die Ignoranz. Der Mangel an Humanität“, sagte Prien. An diesem Tag des Gedenkens gelte es auch, Verantwortung nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft zu übernehmen.

Seit 2009 wird die gemeinsame Gedenkstunde zum Volkstrauertag vom Landtag, von der Landesregierung und vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Plenarsaal des Landeshauses abgehalten.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut in 46 Staaten mehr als 830 Kriegsgräberstätten, auf denen rund 2,8 Millionen Kriegstote bestattet sind. Die 1919 gegründete Initiative zur Anlage und Pflege von Ruhestätten für Gefallene und andere Kriegsopfer ist heute eine international vernetzte humanitäre Organisation, die sich für internationale Begegnungen und Völkerverständigung einsetzt.