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Polyamore Segnung: Chat-Kommentar löst CDU-Streit aus

Ein Chat-Kommentar sorgt für Ärger: In Potsdam eskaliert ein CDU-internes Gespräch zur Segnung einer polyamoren Beziehung. Warum ein langjähriges Mitglied daraufhin austritt.

Eine polyamore Segnung in der Kirche sorgt für politische Debatte (Symbolbild)
Eine polyamore Segnung in der Kirche sorgt für politische Debatte (Symbolbild)Imago / Depositphotos

Der Streit um die Segnung von vier Männern durch eine evangelische Pfarrerin führt zu einer kontroversen Debatte innerhalb der CDU Potsdam – und zu einem Parteiaustritt. Wie welt.de berichtete, hatte der CDU-Politiker Jan Jacobi in einem internen Chat von Regionalpolitikern der CDU, die vermeintliche “Polytrauung” mit dem Satz kommentiert: “Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet.”

Polyamore Segnung von vier Männern führt zu Kritik

Jacobis Parteikollege Ulrich Magerl war darüber nach eigenen Worten sehr verärgert und erklärte auf seinem Facebook-Account: “Auf meine direkte Reaktion, in der ich ihn u.a. fragte, ob dies die Werte der CDU seien, für die er stehe, erntete ich ein tränenlachendes Emoji und wurde als Mitglied des Stadtbezirksvorstandes aus der WhatsApp-Gruppe entfernt.” Aufgrund der “menschenverachtenden, homophoben Äußerungen” Jacobis, die er nicht mittragen könne, sei er nach mehr als 36 Jahren aus der CDU ausgetreten. “Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen”, erklärte Magerl. Doch er wolle nicht Mitglied einer Partei sein, deren Gesicht “durch solche Äußerungen von Führungspersonen innerhalb der CDU” geprägt werde.

Hintergrund des CDU-Streits ist die Segnung einer polyamoren Liebesbeziehung von vier Männern bei einem Festival für Pop-up-Segenshochzeiten in Berlin durch Pfarrerin Lena Müller. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hatte daraufhin klargestellt, dass es sich bei der Segnung nicht um eine kirchliche Trauung oder Hochzeit gehandelt habe. Bischof Christian Stäblein erklärte: “Die EKBO traut nur Paare, die standesamtlich verheiratet wurden. Vorwürfe von Polygamie in diesem Kontext sind gegenstands- und haltlos.”

Polyamore Segnung sorgt für Diskussion über Kirchenwerte

Jacobi ist Vorsitzender des CDU-Stadtbezirksverbands Drewitz-Stern-Kirchsteigfeld sowie des CDA-Landesvorstands Brandenburg. Inzwischen habe er seinen Beitrag gegenüber der Märkischen Allgemeinen relativiert: Der Kommentar sei “ausschließlich” auf die betreffende Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gerichtet gewesen, habe er beteuert. Diese propagiere “nicht nur strafrechtlich relevante Polygamie”, sondern trete die “Werte der Kirche mit Füßen”. Es sei absurd, ihm Homophobie zu unterstellen.

Magerl erkennt laut dem Zeitungsbericht in diesem Statement von Jacobi keine Verbesserung und fragt, falls dieser die Pfarrerin gemeint habe und nicht die vier Männer: “Wäre das besser? Hätte sie sich aus Respekt selbst anzünden sollen?”