Kleinkinder im Fokus

Die Zahl evangelischer Kindertagesstätten ist gewachsen. Gleichzeitig gibt es Kritik am „Gute-Kita-Gesetz“ des Bundes

epd-bild / Melanie Bauer

HANNOVER/MÜNSTER/BREMEN – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat in den vergangenen Jahren ihre Betreuungsangebote für Kleinkinder ausgebaut. Die Zahl der Kindertagesstätten sei von 2011 bis 2015 um mehr als zwei Prozent gestiegen, teilte die EKD in Hannover mit. Sie beruft sich dabei auf Ergebnisse eines neuen Bildungsberichts, den sie zum zweiten Mal beim erziehungswissenschaftlichen Comenius-Institut in Münster in Auftrag gegeben hat. Unterdessen kritisierte die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder die Finanzierungspläne der Bundesregierung für das „Gute-Kita-Gesetz“ als unzureichend.

Kirchlicher Beitrag zur frühkindlichen Bildung

Erste Datenauswertungen des Comenius-Instituts aus dem Jahr 2008 hatten ergeben, dass evangelische Einrichtungen für Kinder unter drei Jahren sowie der Ausbau ganztägiger Angebote im Vergleich zu öffentlichen oder nichtkonfessionellen Trägern unterrepräsentiert waren. Der Bericht zeige, „welchen Beitrag evangelische und katholische Einrichtungen zur frühkindlichen Bildung leisten“, erklärte Thomas Böhme, stellvertretender Direktor des Comenius-Instituts.
Neben der Familie komme der Kindertagesbetreuung ein hohes Gewicht zu, sagte Böhm. Der Bericht „Evangelische Tageseinrichtungen für Kinder“ gibt laut EKD einen Überblick über strukturelle Entwicklungen, die Bildungsbeteiligung von Kindern und über das Personal. Zeitgleich kritisierte die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder an den Regierungsplänen für das „Gute-Kita-Gesetz“, dass zusätzliche Finanzmittel nicht über die laufende Legislaturperiode hinaus verbindlich zugesagt seien. Das schreibt Bundesvorsitzender Carsten Schlepper in einem Beitrag für den Bremer „Weser-Kurier“. Damit liege die zukünftige Belastung für eine verbesserte Ausstattung in der Kindertagesbetreuung ab 2022 wieder allein bei den Ländern.
„Vor diesem Hintergrund wird kein Land in den kommenden drei Jahren zugunsten der Qualität den Aufwand erhöhen, selbst wenn in diesem Zeitraum der Bund dafür zahlt“, warnt Schlepper. Wie so oft bleibe es in der frühkindlichen Bildung bei politischen Willensbekundungen, denen kein konsequenter Handlungsplan folge. „Die notwendige Verbesserung der Qualität in der Kindertagesbetreuung braucht eine verbindliche und nachhaltige Finanzierung durch den Bund für die Länder. Die Zukunft endet nämlich nicht mit der eigenen Regierungszeit.“
Das „Gute-Kita-Gesetz“ aus dem Haus von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) soll unter anderem dazu beitragen, dass Eltern weniger Gebühren zahlen müssen, die Betreuungsschlüssel verbessert und Erzieher besser qualifiziert werden. Es soll auch dazu beitragen, dass Kitas mehr Sprachförderung anbieten können. Bis 2021 will die Bundesregierung den Ländern 3,5 Milliarden Euro bereitstellen. epd