Kirchenasyl: Was ist das?

Für eine begrenzte Zeit leben Flüchtlinge bei einer Gemeinde im Kirchenasyl. Die Kirchen wollen erreichen, dass die Situation der Geflüchteten noch einmal geprüft wird. Wie der Staat reagiert.

In Kirchen kommen Geflüchtete im Kirchenasyl unter
In Kirchen kommen Geflüchtete im Kirchenasyl unterImago / Christian Ditsch

Bei einem Kirchenasyl gewährt eine Kirchengemeinde von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen einen zeitlich befristeten Schutz. Ziel ist es, eine erneute sorgfältige Prüfung ihrer Situation durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu erreichen. Menschen, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit oder nicht hinnehmbare Härten drohen, sollen dadurch ein neues Asylverfahren oder ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.

Hintergrund des Kirchenasyls ist der Einsatz der Kirchen für das grundgesetzlich verankerte Recht auf Schutz von Menschenwürde, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit. Der Staat toleriert das Kirchenasyl, bei dem Kirchengemeinden Flüchtlingen Wohnraum bieten und sie versorgen. Allerdings kann er von seinem Zugriffsrecht Gebrauch machen, um Betroffene abzuschieben.

Erstes Kirchenasyl in Berlin

Das erste Kirchenasyl fand 1983 in einer Berliner evangelischen Kirche statt. Der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche mit Sitz in Berlin sind derzeit 511 Kirchenasyle mit 786 Personen bekannt, 154 davon sind Kinder. 90 Prozent der Kirchenasyle sind demnach sogenannte Dublin-Fälle, bei denen Flüchtlingen eine Rückführung in ein europäisches Erstaufnahmeland droht.