Kirchen starten Kampagne zum Wahljahr

Sachsen wählt in diesem Jahr einen neuen Landtag. Die Kirchen werben mit einer eigenen Kampagne für demokratische Werte. An erster Stelle stehen Menschenwürde und Nächstenliebe.

Im Wahljahr 2024 geht es um das Ringen für die Demokratie (Bilder von der Leipziger Messe)
Im Wahljahr 2024 geht es um das Ringen für die Demokratie (Bilder von der Leipziger Messe)Imago / photo2000

Die evangelische und die katholische Kirche in Sachsen rufen angesichts mehrerer Wahlen 2024 zur Stärkung der Demokratie auf. Bei der Vorstellung einer kirchlichen Kampagne in Dresden appellierten die beiden sächsischen Bischöfe, Tobias Bilz und Heinrich Timmerevers, an der Wahl teilzunehmen und für demokratische Werte einzustehen.

„Wir nehmen wahr, dass sich in unserem Land Haltungen, Werte und Grundeinstellungen, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind, verstärken“, sagte Sachsens evangelischer Landesbischof Bilz. Angriffe auf die Demokratie und Versuche der Spaltung der Gesellschaft könnten Christinnen und Christen nicht egal sein. In Sachsen finden am 9. Juni Kommunalwahlen und die Europawahl statt, am 1. September ist Landtagswahl.

Das Motto: „Für alle. Mit Herz und Verstand“

Die kirchliche Initiative zum Wahljahr 2024 steht unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“. Mit Plakaten, Bannern, Postkarten und Ansteckern wirbt sie für christliche Werte wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. Drei Großbanner hängen in Dresden bereits, darunter eines an der Kreuzkirche am Altmarkt.

 

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Der katholische Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Timmerevers, sagte: „Wir möchten dafür werben, mit Besonnenheit, aber auch mit einem soliden Wertegerüst in dieses Wahljahr zu gehen.“ Jeder und jede trage Verantwortung für die eigene Wahlentscheidung. „Wir sollten nicht nur uns selbst verpflichtet sein, sondern auch die Folgen für die Gemeinschaft im Blick haben“, sagte er.

Kirchen wollen keine Wahlempfehlungen aussprechen

Mit der Kampagne wollten sich die Kirchen positionieren, sagte Bilz. Bewusst werde nicht gegen eine Partei wie etwa die in Sachsen als rechtsextrem eingestufte AfD mobilisiert. Auch wollten die Kirchen explizit keine Wahlempfehlungen aussprechen.

Im Vordergrund der Kampagne stünden die positiven Werte und Haltungen. Bilz betonte: „Wir wollen sagen, wofür wir stehen, statt gegen wen wir uns wenden.“ Dennoch sei mit dem Aufruf zur Wahl das Engagement gegen rechtsextreme Positionen verbunden. Die Wahlkampagne zeige mit ihren Schlagwörtern Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt vor allem, für welche Werte die Kirchen stehen.

Mit dabei: Diakonie und Caritas

Timmerevers sagte: „Wir nehmen auch wahr, dass Verzagtheit, Kleinmütigkeit und Dramatisierung in der Gesellschaft präsent sind.“ Das gesellschaftliche Miteinander brauche aber einen anderen Geist. Die Kirchen setzten sich dafür ein, Herz und Verstand zusammenzubringen, damit „gute Antworten auf komplexe Fragen“ gefunden werden.

Der ökumenischen Initiative haben sich laut den Kirchen bereits etwa ein Dutzend Institutionen angeschlossen, darunter die Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas. Zudem gebe es zahlreiche Bestellungen für das Kampagnenmaterial mit der Aufschrift „Wählen. Menschenwürde. Nächstenliebe. Zusammenhalt“.

Mit Blick auf das jüngste Vorgehen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), wo ein Pfarrer wegen einer AfD-Kandidatur vom Dienst abgezogen wurde, sagte Bilz vergleichbare Fälle seien ihm im Bereich der sächsischen Landeskirche derzeit nicht bekannt.