Kirche in Sagard auf Rügen: Gemeinde saniert weiter

Die Sagarder Kirche gehört zu den vier ältesten auf Rügen. In den 90ern wurde sie durchsaniert. Jetzt muss die Kirchengemeinde wieder ran. Dank Ehrenamtlichen kann der zweite Bauabschnitt beginnen.

Die Kirche von Sagard ist die viertälteste Kirche auf Rügen
Die Kirche von Sagard ist die viertälteste Kirche auf RügenMargret Lippert

„1995 hatten wir unsere Kirche durchsaniert und dachten, das werde die nächsten 100 Jahre halten“, erzählt Kirchengemeinderatsmitglied Gerd Lippert aus Sagard auf Rügen. Dass dies nicht so war, erfuhren die Sagarder 2015. Beim Dach von St. Michael wurden alte Steine verwendet, die jetzt nicht mehr hielten. Risse tauchten im Kirchturm auf. Das Holz der 16 Fenster sei marode.

Die Kirchengemeinde musste nochmals ran: weitersanieren. Anders als in den 90ern gab es aber keinen Förderverein mehr, der unterstützen konnte. „Irgendwann wurden die Mitglieder älter, verstarben und der Förderverein schlief ein“, erzählt der 74-jährige Sagarder. Die wenigen restlichen Mittel wurden für die Altarsanierung eingesetzt.

Fördermittel für die Kirche in Sagard

Der erste Bauabschnitt wurde 2018/2019 in Angriff genommen. Es gab Fördermittel, unter anderem aus dem Strategiefonds des Landes, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Kiba-Stiftung. Die Dachsteine im Chorraum konnten so ausgetauscht werden. Auch gab es wieder drei anstatt nur eine Glocke für den Turm.

Die Kirche von Sagard auf Rügen von Innen
Die Kirche von Sagard auf Rügen von InnenMargret Lippert

2021 stellte der Kirchengemeinderat Sagard, einen zweiten Antrag beim Strategiefonds des Landes MV. „Wir landeten auf der Warteliste. Erst Mitte Dezember 2023 bekamen wir den Bescheid, dass es doch noch Gelder für unsere Kirche hier gibt“, weiß Gerd Lippert. Für Anträge an Stiftungen war es nun zu spät. „Die müssen immer ein Jahr zuvor gestellt werden.“

Der zweite Bauabschnitt soll aber jetzt in Angriff genommen werden. Insgesamt belaufen sich die Kosten 316 000 Euro. 215 000 kommen vom Land, 25 000 Euro vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis (PEK). „Den Rest von 76 000 Euro müssen wir aus Eigenmitteln stemmen, aus Rücklagen und mit Hilfe eines Kredites“, erzählt Gerd Lippert.

Der zweite Bauabschnitt an der Kirche

So müssen jetzt das Außenmauerwerk restauriert, Mauerwerksanker gesetzt, Dachanschlüsse verlegt und die Fenster komplett erneuert werden. Alles, damit die stolze Orgel von 1795, der Altaraufsatz von Elias Keßler um 1726/1727 und die 500 Jahre alte Bibliothek auf dem Dachboden über der Sakristei weiterhin geschützt werden und die Michaelkirche von Sagard weiter genutzt werden kann, für Musikveranstaltungen, Taufen, Beerdigungen und Gottesdienste.

„Es ist gut Leben in unserer Kirche“

Die zweigeschossige Spätbarock-Orgel ist zudem eine Rarität. Christian Kindten hatte nur wenige Instrumente im Norden gebaut. In Gingst und Sagard seien zwei erhalten. „In Tribsees fing er an eine zu bauen, dann verstarb Kindten“, weiß der ehemalige Malermeister Gerd Lippert. Mit Hilfe der Zeit-Stiftung konnte diese mittlerweile auch restauriert werden. Viele Musikerinnen und Musiker kämen deshalb auf die Halbinsel Jasmund auf Rügen.

Seit ungefähr drei Jahren gibt es den Verein für Musik und Kunst Jasmund. Bis zu 25 Konzerte werden im Sommer in der Michaelkirche veranstaltet. Ein großer Kirchenchor führt Besonderes auf, wie das Weihnachtsoratorium, und immer wieder sind Gastmusikerinnen und –musiker mit dabei. „Es ist gut Leben in unserer Kirche“, findet das Kirchengemeinderatsmitglied.

Ehrenamtlich für die Kirche in Sagard

Nach der Restaurierung von St. Michael werde es aber wohl noch weitergehen: „Die Bibliothek auf dem Dachboden der Sakristei ist nicht gut erhalten“, weiß Gerd Lippert, der seit über 50 Jahren im Kirchengemeinderat mitarbeitet und sich eben besonders um die Sanierung von St. Michael kümmert. „Mein Hobby ist bauen, sanieren, renovieren. Das ist mein Steckenpferd. Deshalb habe ich mich da gleich hinter geklemmt und alles mitbegleitet“ Er ist ein Urgestein. In Sagard ist er geboren, wurde getauft und konfirmiert, lebt gerne hier auf Rügen.

„Hier gibt es viele aktive Leute für unsere Kirche“, findet Gerd Lippert: Seine Frau Margret hat ehrenamtlich die Friedhofsverwaltung übernommen. „Es ist gut, dass dafür eine Ansprechpartnerin vor Ort ist. Es ist wichtig, dass man sich kennt“, meint er. Auch die Küsterin, Susanne Löpke, engagiert sich für die Michaelkirche in Sagard. „Ihr Vater war Bibliothekar. Ein Glücksfall für unsere Kirchenbibliothek“, findet Gerd Lippert.