Kinderreport: Junge Leute sehen Beitrag zur Demokratie skeptisch

Heutige Kinder und Jugendliche müssen in Zukunft Verantwortung für die Demokratie übernehmen. Ob ihnen das gelingen wird? Das Vertrauen in die jungen Menschen hängt davon ab, wen man fragt.

Der diesjährige Kinderreport hat nach dem Vertrauen in die Demokratie gefragt
Der diesjährige Kinderreport hat nach dem Vertrauen in die Demokratie gefragtImago / Zoonar

Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche schätzen in einer Umfrage den künftigen Beitrag der jungen Generation zur Demokratie in Deutschland unterschiedlich ein. Rund zwei Drittel der Erwachsenen (67 Prozent) trauen den heutigen Kindern und Jugendlichen demnach zu, als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt der Demokratie zu übernehmen. Unter den befragten Kindern und Jugendlichen selbst sind es hingegen nur gut die Hälfte (54 Prozent). Das geht aus dem in Berlin vorgestellten Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerks hervor.

Unterschiede zeigen sich danach auch bei der Frage, wer für die Vermittlung demokratischer Überzeugungen und Fähigkeiten zentral ist: 85 Prozent der Erwachsenen sehen eine große Verantwortung dafür in der Familie, 65 Prozent bei Schulen und Kitas. 73 Prozent der Kinder und Jugendlichen schreiben dagegen Schulen und Kitas eine große Verantwortung zu – und nur 60 Prozent der Familie.

Kinderreport befragte Erwachsene, Kinder und Jugendliche

Für den Kinderreport sind Anfang des Jahres 1.006 Erwachsene sowie 666 Kinder und Jugendliche befragt worden. Die Fragen waren in beiden Gruppen inhaltlich die gleichen, wurden aber dem Alter angepasst.

Um demokratische Überzeugungen und Fähigkeiten von jungen Menschen besser zu fördern, wünschen sich 92 Prozent der Kinder und Jugendlichen und 86 Prozent der Erwachsenen mehr Geld für Kinder- und Jugendarbeit, wie zum Beispiel Jugendclubs. Jeweils 89 Prozent sind der Auffassung, dass im Schulunterricht aktuelle politische Ereignisse mehr besprochen und diese erklärt werden sollten. Ebenso viele Erwachsene halten die Förderung sozialer Begegnungsmöglichkeiten wie Stadtteilzentren oder Jugendfreizeiten für geeignet.

91 Prozent der Kinder und Jugendlichen finden laut der Umfrage, dass die Interessen der jungen Generation stärker in der Politik berücksichtigt werden sollten. 86 Prozent meinen auch, dass die Demokratie bei jungen Menschen an Zustimmung verliere, weil sich die Politik nicht genug für ihre Interessen einsetze. Unter den Erwachsenen sehen dies 77 Prozent so.

Demokratiebildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Die Demokratie sei eine Gesellschaftsform, “die in jeder Generation neu gelernt werden muss und deren Fortbestand nicht ohne Weiteres vorausgesetzt werden darf”, sagte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, zu den Umfrageergebnissen. Dementsprechend sei Demokratiebildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. “Das insgesamt doch geringe Vertrauen in die Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, die Demokratie in Deutschland auch zukünftig zu bewahren, erfüllt uns mit großer Sorge.”

Studien zeigten, dass Kinder und Jugendliche demokratische Haltungen am ehesten entwickelten, wenn sie Demokratie selbst erlebten und deren positive Auswirkungen erführen, so Krüger. Demokratiebildung müsse bereits früh in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen verankert und dort in der Praxis gelebt werden.