Jetzt gratulieren Prominente aus Kirche und Politik

Der EKD-Ratsvorsitzende lobt die „klaren Visionen“. Und auch die katholische Kirche freut sich.

Philipp Reiss / epd

Lübeck. An der Spitze der evangelischen Nordkirche steht künftig eine Frau. Die Landessynode hat die Thüringer Regionalbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (54) zur neuen Landesbischöfin gewählt. Kühnbaum-Schmidt tritt ihr neues Amt am 1. April 2019 an. Sie ist Nachfolgerin von Landesbischof Gerhard Ulrich. Der 67-Jährige tritt Ende März 2019 in den Ruhestand.
Derzeit werden zwei Landeskirchen von Frauen geleitet: Annette Kurschus leitet die westfälische und Ilse Junkermann die mitteldeutsche. Darüber hinaus ist Kirsten Fehrs die Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck in der Nordkirche. 
Kühnbaum-Schmidt erhielt bei der Wahl im Lübecker Dom im ersten Wahlgang 90 Stimmen. Ihr Mitbewerber, der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer (60), unterlag mit 56 Stimmen. An der Abstimmung nahmen 150 der 156 Synodalen teil. Kühnbaum-Schmidt wird am Pfingstmontag, 10. Juni 2019, im Schweriner Dom in ihr Amt eingeführt. 

Erfahren und engagiert

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte Kühnbaum-Schmidt zur Wahl. Sie sei "eine gleichermaßen erfahrene wie engagierte Frau" und werde ihr neues Amt "mit klaren Vorstellungen und Visionen" antreten. Dass mit ihr eine weitere Frau in das leitende Bischofsamt gewählt wurde, sei "ein gutes und notwendiges Zeichen in unsere Kirche hinein", erklärte der bayerische Landesbischof.
Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Ralf Meister, gratulierte Kristina Kühnbaum-Schmidt und erinnerte an die Verfassung der Nordkirche, in der es heiße: "Ihr Leben steht unter der Verheißung ständiger Erneuerung". Der hannoversche Landesbischof sagte, er wünsche der künftigen Bischöfin, dass "sich dieser Satz in Ihrer Amtszeit in jeder Hinsicht bewahrheitet – für Sie persönlich, für Ihre Entscheidungen als Landesbischöfin, für das kirchliche Leben in Ihrer Landeskirche und als lebendige geistliche Bewegung, die den Auftrag Christi erfüllt und uns alle miteinander verbindet".
Der katholische Erzbischof Stefan Heße schrieb, dass es herzliche Beziehungen zwischen der Nordkirche und dem Erzbistum Hamburg gebe. Er freue sich darauf, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen. "Möge unser beider Dienst dem Wachstum in der Einheit dienen." 

Schwerer Stand für Kirchen

Der Berliner Bischof Markus Dröge betonte, dass sowohl in seiner eigenen Kirche als auch in der Nordkirche die Traditionen in den östlichen Bundesländern mit denen der westlichen Kirchen vereint wurden. Dies sei ein großer Reichtum und zugleich ein Spannungsfeld.  
Die Kirchen hätten derzeit einen schweren Stand, schrieb die Schweriner Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU). Es gelte, das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen. Ihr gesellschaftliches Engagement sei wichtig für das Leben in den Gemeinden gerade in einem ländlich geprägten Land wie Mecklenburg-Vorpommern. 
Kühnbaum-Schmidt ist seit 2013 Regionalbischöfin für den Propstsprengel Meiningen-Suhl. Sie studierte evangelische Theologie in Göttingen und Berlin, war als Hochschulassistentin tätig und wurde nach dem Vikariat 1995 in der Landeskirche Braunschweig ordiniert. Bis 2002 arbeitete sie als Pfarrerin in zwei Braunschweiger Kirchengemeinden und in der Öffentlichkeitsarbeit. Ab 2009 war sie pastoralpsychologische Beraterin und Dozentin für Seelsorge am Predigerseminar. 2015 wurde sie in die Leitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gewählt. Sie ist mit einem Pastor verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. (epd)