Wege der Kommunikation offenhalten
Welt-Ökumene-Gipfel in Karlsruhe: Die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus, hofft auf einen Friedens-Impuls für den Ukraine-Krieg.
Bielefeld/Hannover. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hofft auf einen Friedensimpuls des bevorstehenden Welt-Ökumene-Gipfels in Karlsruhe für den Ukraine-Konflikt. „Ich erhoffe mir, dass auf kirchlicher Ebene eine Kommunikation möglich wird, die auch politisch etwas austrägt“, sagte die westfälische Präses dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie sei froh, dass sowohl eine russisch-orthodoxe Delegation als auch eine Delegation aus der Ukraine an der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe teilnehmen wird: „Selbst wenn die Verständigung zurzeit schwierig ist, müssen wir die Wege der Kommunikation unbedingt offenhalten.“
70-Jahre Ökumenischer Rat
„Wie die Delegation der russisch-orthodoxen Kirche zusammengesetzt ist, können wir nicht beeinflussen“, fügte Kurschus hinzu: „Aber wir hoffen sehr, dass Menschen dabei sind, die der russischen Kriegsführung kritisch gegenüberstehen, die also nicht die Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill vertreten.“ Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) findet die Vollversammlung in Deutschland statt.
Hoffnung auf Weckruf
Die EKD-Ratsvorsitzende erhofft sich von dem Ökumene-Gipfel mit erwarteten mehr als 4.500 Teilnehmern auch wichtige Weichenstellungen, etwa beim Thema Klimagerechtigkeit. Sie sei zuversichtlich, dass „von der kirchlichen Versammlung in Karlsruhe eine Art Weckruf in die weltweite Politik ausgehen wird“. Die am wenigsten zur Klima-Katastrophe beitragen, litten derzeit am stärksten unter den Folgen. Die Vollversammlung werde die Gelegenheit bieten, dazu intensiv in den Austausch zu treten. „Das Thema der Klimagerechtigkeit betrifft den Kern unseres Glaubens“, unterstrich die Theologin.
Doppelte Verbundenheit mit Israel und mit Palästina
Zum Nahost-Konflikt sagte Kurschus, es gebe „seitens des ÖRK eine doppelte Verbundenheit: mit Israel und mit Palästina. Diese Grundlinie steht aus meiner Sicht nicht infrage.“ Der ÖRK höre im Konfliktfall zuallererst auf die Stimmen der Mitgliedskirchen, die unmittelbar betroffen sind. Das werde auch hier geschehen: „Wir werden auf die kirchlichen Stimmen aus Israel und Palästina hören“, sagte Kurschus mit Blick auf Kritiker, die dem Rat vorwerfen, einseitig für die Palästinenser Partei zu ergreifen.
ÖRK-Gründung 1948 in Amsterdam
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Dem Weltkirchenrat gehören 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen aus mehr als 120 Ländern an, die nach eigenen Angaben weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 60er Jahre mit dem ÖRK zusammen. (epd)