Gedenkstätte Bergen-Belsen: Mehr Schmähungen seit Hamas-Überfall

Die niedersächsische KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Celle verzeichnet seit dem Überfall der radikalislamischen Terrormiliz Hamas auf Israel vermehrt israelfeindliche Kommentare in ihrem Gästebuch und den sozialen Medien. „Seit dem Überfall der Hamas kamen Schmierereien nahezu täglich vor“, sagte Sprecherin Stephanie Billib auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Dabei handle es sich unter anderem um Solidaritätsbekundungen mit der palästinensischen Bevölkerung oder Äußerungen gegen Israel.

Auf die Besucherzahlen habe der Krieg im Nahen Osten jedoch bislang keinen Einfluss gehabt. Diese lagen 2023 nach Hochrechnungen der Gedenkstätte bei rund 215.000 Menschen. Das waren mehr als im Vorjahr, in dem nach vorherigen Einbrüchen in der Corona-Pandemie rund 195.000 Menschen kamen.

Dabei waren laut der Sprecherin 2023 auch mindestens 2.000 Soldatinnen und Soldaten unter den Gästen der Gedenkstätte, die in der Nähe großer Kasernen liegt. Etwa 1.200 Gruppen wurden durch Guides der Gedenkstätte betreut. Damit seien alle Termine ausgebucht gewesen.

Nach dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober sei die Gedenkstätte vermehrt im Austausch mit der Polizei, sagte Billib. Dabei sei eine punktuell höhere Polizeipräsenz vereinbart worden. Bereits im August habe die Polizei infolge von Steinwürfen auf die Fenster des Gebäudes der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ihre Präsenz verstärkt.

Ebenfalls im August habe der Holocaust-Leugner Reza Begi die Gedenkstätte Bergen-Belsen besucht und in den sozialen Medien diffamierende und relativierende Postings und Videos verbreitet. 2023 habe es zudem mehrere Schmähbriefe an die Gedenkstätte und ihre Leitung gegeben. „Äußerungen im Rahmen von Führungen kommen regelmäßig vor“, sagte Billib.

Für das laufende Jahr plant die Gedenkstätte von Ende Juni an eine neue Wanderausstellung zum Thema Täterschaft, die bis Ende November zunächst in Bergen-Belsen selbst gezeigt werden soll. In Bergen-Belsen starben mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde.