„Streitbar und bodenständig“: Früherer hannoverscher Landesbischof Hirschler gestorben

Mit 89 Jahren ist der Theologe im Kreise seiner Familie gestorben. In seinen letzten Lebensjahren litt er an einer schweren Erkrankung. Reaktion auf seinen Tod.

Der ehemalige Landesbischof der Kirche Hannovers, Horst Hirschler, bei einem Gottesdienst im September 2020
Der ehemalige Landesbischof der Kirche Hannovers, Horst Hirschler, bei einem Gottesdienst im September 2020epd-bild / Jens Schulze

Der frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler ist tot. Der lutherische Theologe starb am Dienstagabend im Alter von 89 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Loccum bei Nienburg, wie die hannoversche Landeskirche mitteilte. Vertreter aus Kirche und Politik würdigten Hirschler als humorvoll, menschennah und meinungsstark. Hirschler stand von 1988 bis 1999 an der Spitze der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Landesbischof Ralf Meister bezeichnete Hirschler als einen „großen Erzähler des christlichen Glaubens“. Er habe die Botschaft Christi „mit überzeugender Tat und klaren Worten“ verkündigt, sei dem kämpferischen Streit nicht ausgewichen und habe die lutherische Theologie anschaulich ausgelegt. „Seine Menschennähe, sein Humor und sein Ideenreichtum waren für ihn genauso wie sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen Ausdruck seiner Treue in der Nachfolge Christi“, sagte Meister.

Horst Hirschler – ein fesselnder Prediger

Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, würdigte Hirschlers Menschennähe: „Er war bekannt als fesselnder Prediger, der packend und anrührend vom Evangelium erzählen konnte und dabei die Herzen der Menschen berührte“, sagte die westfälische Präses. Diese Gabe habe eine „Ausstrahlung weit über die Grenzen unserer Kirche hinaus, in der Horst Hirschler so vieles maßgeblich mitgestaltet hat“. Kurschus lobte zudem den Einsatz Hirschlers für den ökumenischen Dialog: „Beharrlich rang er darum, die trennenden Hindernisse im Miteinander der Konfessionen gemeinsam zu überwinden.“

Horst Hirschler im November 2004 im Kreuzgang des Klosters Loccum
Horst Hirschler im November 2004 im Kreuzgang des Klosters Loccumepd-nild / Jens Schulze

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hob Hirschlers Einsatz für die EKD hervor: „Horst Hirschler hat sich mit großer Leidenschaft für unsere Kirche eingesetzt. Er engagierte sich auf vielfältige Weise, und das weit über seinen Ruhestand hinaus. Seine Stimme wird uns als Kirche fehlen.“

Von 1991 bis 1997 gehörte Hirschler dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und war Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes. Zuvor, von 1974 bis 1988, war er Mitglied der EKD-Synode. Zudem war er von 1993 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1999 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Ehrenamt im Kloster Loccum

Im Jahr 2000 wurde er Abt des Klosters Loccum bei Nienburg, wo heute angehende evangelische Pastorinnen und Pastoren ausgebildet werden. Dieses Ehrenamt hatte er bis 2020 inne. In seinen letzten Lebensjahren litt der Theologe an einer schweren Krebserkrankung.

Horst Hirschler, geboren 1933 in Stuttgart, lernte zunächst in Hildesheim Elektriker, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur machte und Theologie studierte. Nach Stationen als Jugendpastor in Hannover und als Gemeindepastor in Lüneburg wurde er 1970 Studiendirektor am Predigerseminar Loccum und sieben Jahre später Regionalbischof im Sprengel Göttingen.

Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin, Susanne Bei der Wieden aus Leer, betonte, sie habe Hirschler als einen Theologen kennengelernt, der nicht elitär wirken wollte. „Ihm gelang es, die Lebensleistung der Menschen zu sehen und zu würdigen, die für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten müssen.“ Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, unterstrich, Begegnungen mit Horst Hirschler seien „Momente lebendigen Austauschs“ gewesen. Dabei habe er ihn als „streitbar und bodenständig“ erlebt.

Hirschler wurde 1992 mit der Ehrendoktorwürde der Kirchlichen Hochschule Leipzig und als Ehrensenator der Universität Göttingen ausgezeichnet. Das Land Niedersachsen ehrte ihn 2004 mit der Niedersächsischen Landesmedaille, der höchsten Auszeichnung des Bundeslandes. Vor zehn Jahren leitete Hirschler das Festjahr zum 850-jährigen Bestehen des Klosters Loccum.