Experten: Lebensstil macht krank – Kirchen in Klimakrise gefragt

Eckart von Hirschhausen hat auf dem „b°future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog“ über die Auswirkungen des Klimawandel auf die Seele gesprochen.

Eckart von Hirschhausen ist der Meinung, dass Kirchen beim Klimaschutz eine wichtige Bedeutung haben
Eckart von Hirschhausen ist der Meinung, dass Kirchen beim Klimaschutz eine wichtige Bedeutung habenImago / Becker&Bredel

Auch die Kirchen sind nach Worten des Arztes und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen im Kampf gegen die Klimakrise gefragt. „Wir müssen raus aus der eigenen Bubble, rein in die Hoods“, sagte der 56-Jährige in Bonn. Mit seiner Stiftung „Gesunde Erde gesunde Menschen“ setzt sich Hirschhausen für Klima- und Umweltschutz ein.

Auf dem „b°future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog“ rief er auch zu Selbstkritik auf. So müsse sich etwa der Wissenschaftsjournalismus fragen, wie er dazu beitragen habe, dass der Ernst der Lage nicht früher deutlich geworden sei. Ebenso sei Medizin zu lange ausschließlich auf individueller Ebene betrachtet worden, als Thema zwischen Arzt und Patient. Die Rolle von Umweltfaktoren – etwa sauberer Luft, trinkbarem Wasser und erträglichen Temperaturen – habe dagegen kaum Beachtung gefunden.

Soziologin: durch Umweltverschmutzung sterben Millionen Menschen

Die Soziologin Anna-Katharina Hornidge betonte, die derzeitige Lebensweise der westlichen Gesellschaften mache krank. Sie verwies auf Studien, denen zufolge aufgrund von Umweltverschmutzung jährlich neun Millionen Menschen vorzeitig sterben. Es gelte, den Menschen als Teil der Natur zu betrachten und von anderen Ländern zu lernen – etwa von Ecuador, das 2008 als erstes Land der Welt die Rechte der Natur in der Verfassung festgeschrieben hat. In Teilen Afrikas wiederum gebe es eine Vertrauenskrise bezüglich der globalen Institutionen, mahnte die Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (vormals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik)

Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)IDOS

Hirschhausen mahnte, ein Drittel der Menschheit drohe wegen klimatischer Veränderungen die eigene Heimat zu verlieren. Er selbst sei im Hochsommer froh gewesen, nicht in Griechenland, Italien oder Frankreich zu sein – diese Wahl zu haben, sei allerdings ein Privileg. In allen drei Ländern hatte es massive Hitzewellen gegeben sowie Zerstörungen durch Brände oder Unwetter.

Hirschhausen: seelische Gesundheit ein „Riesenthema“

Es sei „eine gefährliche Illusion“ zu glauben, die nächste Generation werde das Ruder herumreißen, betonte der Experte. Das Thema betreffe jede und jeden Einzelnen. In diesem Zusammenhang sei auch seelische Gesundheit ein „Riesenthema“. So habe es hierzulande viele Menschen betroffen gemacht, im vergangenen Jahr zu sehen, wie „Vater Rhein“ zu einem Rinnsal geschrumpft sei. Menschen in Gesundheitsberufen könnten in punkto Klimasensibilität viel bewirken – allein schon deshalb, weil das Vertrauen in diese Berufsgruppen deutlich höher sei als in die Politik.

Beim Medienfestival wird bis Samstag darüber diskutiert, wie Journalismus aussehen muss, „der morgen noch relevant ist“. Rund 500 Journalistinnen, Blogger und Forschende aus aller Welt hatten den Angaben zufolge ihre Teilnahme angekündigt. Auf dem Programm stehen auch Themen wie der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Medien oder der Umgang mit sogenannter Nachrichtenmüdigkeit. Veranstalter ist das Bonn Institute, das sich als Zentrum für konstruktiven Journalismus in Europa versteht.