Evangelische Pfarrer fordern mehr Demokratie in der Kirche

Zum Abschluss des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages muss die Kirche nach Überzeugung von Pfarrerinnen und Pfarrern innerkirchlich mehr Demokratie zulassen. Wie das konkret aussehen könnte.

Pastorinnen und Pastoren werden rar. Besonders spürbar wird das, wenn mehrere benachbarte Pfarrstellen vakant sind (Symbolbild)
Pastorinnen und Pastoren werden rar. Besonders spürbar wird das, wenn mehrere benachbarte Pfarrstellen vakant sind (Symbolbild)Giulia Iannicelli / epd

Die evangelische Kirche muss sich nach Überzeugung von Pfarrerinnen und Pfarrern stärker an der Bibel ausrichten und zugleich innerkirchlich mehr Demokratie zulassen. Kirche sei eine „Christokratie“, die ihr Handeln stets an Jesus Christus mithilfe demokratischer Prinzipien orientiere, sagte der Pfälzer Pfarrer Thomas Jakubowski vom Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jakubowski äußerte sich zum Abschluss des Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertages in Kaiserslautern. Drei Tage lang diskutierten mehrere Hundert Teilnehmende über das Thema „Religion und Demokratie“.

„Unser Evangelium ist nicht die Demokratie, sondern sie ist das Werkzeug“, sagte Jakubowski, der Kassenprüfer des Verbandes und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer ist. Die evangelische Kirche stehe im demokratischen Sinne für Vielfalt, Offenheit und Toleranz und akzeptiere verschiedene politische Überzeugungen. Kirchenmitglieder, die etwa der AfD oder anderer extremistischer Parteien nahestünden, dürften nicht ausgegrenzt werden. Vielmehr müsse man sich ihnen „inhaltlich stellen“, sagte Jakubowski.

Pfarrerinnen und Pfarrer leiden unter „Imageproblem“ der Kirche

Die Verbandsmitglieder, die sich während des Kongresses in Arbeitsgruppen austauschten, forderten, die Strukturen der evangelischen Kirche demokratischer zu gestalten. Die Kirche müsse stärker basisdemokratisch werden und ihren Mitgliedern in Gremien mehr Mitwirkung ermöglichen, sagte Jakubowski. Das demokratische Prinzip der Kirche verpflichte Kirchenmitglieder dazu, nicht passiv zu sein, sondern sich tatkräftig einzubringen. Nur dann sei die Kirche als „der Leib Jesu Christi“ auch in Zukunft funktionsfähig.

Gegen den Pfarrermangel in der evangelischen Kirche müsse die Pfarrerschaft angehen, indem sie „ihren Dienst richtig und gut macht“, betonte Jakubowski. Doch litten Pfarrerinnen und Pfarrer unter dem „Imageproblem“ der Kirche. Deshalb müssten sie auch öffentlich deutlicher darstellen, was sie für die Menschen tun: „Wir verkaufen uns unter Wert.“

Dem Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland mit Sitz in Dresden gehören etwa 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrer in 20 Mitgliedsvereinen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland an. Dessen Ziel ist es, die Gemeinschaft über die Grenzen der Landeskirchen hinaus zu stärken, den theologischen Gedankenaustausch zu fördern und die Interessen der Mitglieder zu vertreten.