Evangelische Akademie lädt Taliban-Vertreter aus

Die Evangelische Akademie Villigst hat einen Vertreter der Taliban von der 37. Afghanistan-Tagung ausgeladen. Aktuell lasse sich „kein angemessenes Forum für ein offenes und kritisches Gespräch schaffen“, erklärten die Akademie und die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) am Montag in Schwerte. Zuvor hatte es an der Einladung Kritik gegeben, unter anderem vom Unnaer Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe (CDU).

„Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Vertreter in unserem Land eine Bühne für ihre islamistische Ideologie bekommen“, so Hüppe. Er verlangte von den Verantwortlichen, die Einladung zurückzuziehen und den Taliban-Vertreter namentlich zu nennen.

Am Donnerstag hatte der Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörde in Afghanistan, Abdul Bari Omar, vor Muslimen in der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler gesprochen. Über seinen Auftritt waren weder die Bundesregierung noch örtliche Behörden informiert. Der Vorfall sorgte für große Kritik. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, der Auftritt des Taliban-Vertreters sei vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen.

Der Schirmherr der Schwerter Tagung und frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel (SPD), verteidigte am Montag die vor einigen Monaten erfolgte Einladung des Taliban-Vertreters in die Evangelische Akademie. Nach dem Scheitern der westlichen Afghanisten-Politik seien Gespräche zwischen Afghanen in Deutschland „eine der ganz wenigen deutschen Möglichkeiten, auf eine menschwürdige Entwicklung in Afghanistan hinzuwirken“. Dazu zählten auch Gespräche mit Vertretern der Taliban.

Afghanistan-Tagungen finden den Angaben zufolge seit 1984 im Schwerter Ortsteil Villigst statt. Die diesjährige Tagung findet am 8. und 9. Dezember statt und steht unter dem Motto „Realitäten ernstnehmen – Verantwortung übernehmen –Verbindungen stärken“. Zu den Gästen zählen die afghanische Frauenrechtlerin Mahabouba Seraj und der Paderborner Islamwissenschaftler Idris Nassery.