Ethikrats-Chefin: Pandemie größte Krise seit dem Weltkrieg

Dafür, was die Corona-Pandemie auch gesellschaftlich angerichtet hat, findet die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats deutliche Worte. Sie nimmt besonders eine Entwicklung in den Blick.

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat die Corona-Pandemie als „größte gesellschaftliche Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet. Sie sei daher erstaunt, „dass wir zur Tagesordnung übergegangen sind“, sagte Buyx im Interview der Woche des Deutschlandfunks, das an diesem Sonntag ausgestrahlt wird. Eine Enquete-Kommission des Bundestages könne zwar die politische Aufarbeitung leisten – dies sei jedoch „viel zu wenig“.

Die Kommission würde lediglich die Pandemie-Maßnahmen und ihre Verhältnismäßigkeit in den Mittelpunkt rücken statt anzuerkennen, dass es sich um die „Erfahrung einer existenziellen Krise“ handele, betonte die Expertin. Dies könne man vor allem an psychischen Folgen für Kinder und Jugendliche beobachten. „Mir wäre es wichtig, wenn wir so einen Heilungsprozess haben wollen, dass man sich nicht einbildet, man macht eine Enquete-Kommission, und dann ist es irgendwie erledigt, sondern das muss man breiter ziehen.“

Eine Lehre, die aus der Pandemiezeit gezogen werden müsse, sei auch ein bewussterer öffentlicher Umgang mit psychosozialen Komponenten einer Gesellschaft. Buyx betonte, dass das Phänomen der Einsamkeit seit der Corona-Pandemie zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gelangt sei. Die Folgen von Einsamkeit könnten gravierend sein.

„Das ist verbunden mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also wirklich Herzinfarkt, Schlaganfall, so richtig die großen Killer mit Krebs, mit Demenzerkrankungen, aber eben auch mit einer schlechteren psychischen Gesundheit, und zwar richtig stark“, so die Expertin. Hinzu komme, dass Einsame anfälliger für Manipulationen und Verschwörungserzählungen seien. „Und man weiß eben auch, dass Sozialkontakte helfen, Emotionen wieder runterzuholen, Wut, Ärger, Hass, das Ganze, was so brennt.“ Daher müsse auch die Politik daran interessiert sein, das Problem anzugehen.