Die Weltklimakonferenz in Dubai ist zu Ende

Am Mittwochmorgen, einen Tag später als geplant, ist die Weltklimakonferenz COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Ende gegangen. Zwei Wochen lang haben Vertreter aus rund 200 Staaten über Umwelt- und Klimaschutz beraten. Ein wichtiges Thema war der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet einige Fragen zum Abschlussdokument der Konferenz und zum Fortgang der internationalen Klimadebatte.

Vom Auto über Heizung bis zu Industrie und Landwirtschaft: Bisher stammt ein Großteil unserer Energie aus sogenannten fossilen Energieträgern. Das Problem: Bei deren Verbrennung wird Kohlendioxid, kurz CO2, freigesetzt. Dieses Gas trägt entscheidend dazu bei, den natürlichen und für das Leben auf dem Planeten notwendigen Treibhauseffekt zu verstärken. Mit anderen Worten: Es wird wärmer auf der Erde, extreme Wetterereignisse wie Stürme, Fluten und Dürren nehmen zu.

Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 1850 hat sich die globale Durchschnittstemperatur bereits um rund 1,2 Grad erhöht. Mit dem 2015 abgeschlossenen Klima-Abkommen von Paris verpflichtete sich die Staatengemeinschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst sogar 1,5 Grad zu begrenzen.

Die Weltklimakonferenz in Dubai wollte vor allem eine erste Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Pariser Abkommens vornehmen. Dieser „First global stocktake“, im Konferenzsprech auch GST abgekürzt, ist Gegenstand des 21-seitigen Abschlussdokuments. Daraus geht hervor: Werden alle derzeit vorliegenden Selbstverpflichtungen der Staaten umgesetzt, steuert die Menschheit auf einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 2,1 bis 2,8 Grad zu. Vor dem Pariser Klimaabkommen gingen einzelne Modelle von einem Anstieg um bis zu 4 Grad voraus.

Um die Erderwärmung weiter abzusenken, ist laut Abschlussdokument eine „umfassende, schnelle und nachhaltige Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen“ um 43 Prozent bis 2030 und um 60 Prozent bis 2035 im Vergleich zum Niveau von 2019 erforderlich. Bis 2050 soll der Nettoausstoß an Kohlendioxidemissionen auf Null gefahren werden.

Im Dokument ist unter anderem die Rede von einem Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Bis 2030 soll zudem die weltweite Kapazität von erneuerbaren Energien wie Windräder und Solaranlagen verdreifacht werden.

Bereits zu Beginn der Konferenz wurde die jahrelang diskutierte Einrichtung eines Fonds für Schäden und Verluste beschlossen. Er soll Ländern bei der Bewältigung der schon jetzt eingetretenen Folgen des Klimawandels helfen. Bei dem Fonds handelt es sich um so etwas wie eine Erste-Hilfe-Maßnahme im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels.

Längerfristige Perspektiven soll das „Globale Anpassungsziel“ in den Blick nehmen, englisch „Global Goal on Adaptation“, kurz GGA. Dieser Aspekt ist neben einer möglichst raschen Reduzierung des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen ein wichtiger Teil der Klimaverhandlungen. Die Delegierten in Dubai konnten nach Ansicht von Experten wie Zita Sebesvari von der Universität der Vereinten Nationen ein „Drehbuch“ erarbeiten für die dringend benötigten Anpassungsmaßnahmen und Unterstützungen.

Während Konferenzpräsident Sultan Ahmed al-Dschaber zum Abschluss des Treffens von einem „historischen Paket“ sprach, fällt die Bilanz bei Wissenschaftlern und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen gemischter aus. Positiv gewürdigt wird der in Dubai beschlossene „Übergang“ zum Abschied von fossilen Energieträgern.

„Erstmals fordert eine Weltklimakonferenz alle Staaten auf, die Wende weg von Kohle, Öl und Gas zu organisieren“, sagt etwa Christoph Bals von Germanwatch. Allerdings fehle dafür ein konkreter Fahrplan, urteilt die am Imperial College London lehrende Wissenschaftlerin Friederike Otto. Das Ergebnis habe auch „bedenkliche Schattenseiten und Schlupflöcher, darunter die Betonung der Rolle von Erdgas als Übergangslösung“, gibt Jan Kowalzig von Oxfam zu bedenken. „Das werden Förderländer und die fossile Industrie als Freifahrtschein für die Ausweitung der Gasförderung werten.“

Die Klima-Expertin von Misereor, Anika Schroeder, bemängelt ebenso wie Energieökonomin Claudia Kemfert, dass das Abschlussdokument zu viele Hoffnungen in „Scheinlösungen“ wie die CCS-Technik setze. Das Kürzel steht für „carbon dioxide capture and storage“ und bezeichnet die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid unter dem Erdboden.

Dass der Fonds für Schäden und Verluste endlich eingerichtet wurde, bezeichnet Ekkehard Forberg von World Vision als wichtigen Fortschritt. Allerdings: „Die etwas mehr als 700 Millionen US-Dollar Startkapital reichen aber bei weitem nicht und dürfen wirklich nur ein Anfang sein.“ Sabine Minninger von Brot für die Welt drückt es so aus: Solidarität für die Schwächsten sei zwar da. „Jedoch mangelt es bei den Verursachern der Klimakrise erheblich am politischen Willen, auch finanziell Verantwortung zu übernehmen.“

Wie alle anderen Länder auch ist Deutschland nach der globalen Bestandsaufnahme aufgerufen, die nationalen Klimaziele nachzuschärfen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltskrise steht die Frage im Raum, welche konkreten Schritte umsetzbar sind. Und wie die Energiewende so ausgestaltet werden kann, dass sie nicht zu Lasten der einkommensschwachen Bevölkerung geht.

Wie immer gilt: Nach der Klimakonferenz ist vor der Klimakonferenz. Die Treffen finden einmal im Jahr statt. Gastgeber der Zusammenkunft im kommenden Jahr wird Aserbaidschan sein, also wieder ein Ölstaat ohne demokratische Strukturen. Nach Ansicht von Kritikern ein wenig erfolgversprechendes Umfeld für mehr Klimaschutz. Die Blicke richten sich deswegen schon jetzt auf 2025 und die COP30 in Brasilien. Unter Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, so die Hoffnung, werden auch die Länder des Südens stärker ins Blickfeld rücken, die schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden. Das Problem ist, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Nach aktuellem Stand ist das dafür zur Verfügung stehende CO2-Budget in 5,61 Jahren erschöpft.