Die letzte Reise von Otto dem Großen zieht Tausende Besucher an

Unter dem Titel „Des Kaisers letzte Reise“ erinnert Sachsen-Anhalt an den 1050. Todestag von Otto dem Großen. Die beiden Sonderausstellungen in Magdeburg und Merseburg ziehen eine positive Bilanz.

Inszenierung von Otto dem Großen zu seinem Todestag vor dem Magdeburger Dom
Inszenierung von Otto dem Großen zu seinem Todestag vor dem Magdeburger DomImago / imagebroker

„Des Kaisers letzte Reise“ ist das Motto des Gedenkjahres zum 1.050. Todestag von Otto dem Großen (912-973) überschrieben. Der einstige römisch-deutsche Kaiser besuchte in den letzten Wochen vor seinem Tod am 7. Mai 973 noch zahlreiche Orte im heutigen Sachsen-Anhalt. Neben Magdeburg, wo er bestattet ist, gehören dazu Quedlinburg, wo Otto an Ostern einen glanzvollen Hoftag abhielt, und sein Sterbeort Memleben. Zu Christi Himmelfahrt empfing er in Merseburg eine arabische Delegation.

Zwei Sonderausstellungen zum runden Todestag haben gerade einmal Halbzeit. Im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg sowie im Merseburger Dom nehmen sie die Zeit Ottos des Großen und sein Nachwirken in den Blick – mit gutem Zuspruch. „Wir gehen in großen Schritten auf 10.000 Besucher zu“, sagt Gabriele Köster, Direktorin der Magdeburger Museen, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ohne Pathos oder Heldenverehrung

Unter dem Titel „Welche Taten werden Bilder?“ zeigt das Museum den einstigen Herrscher in der Erinnerung späterer Zeiten. „Ich bin sehr froh über die bundesweite Aufmerksamkeit“, sagt die Museumsleiterin. So treffe sie immer wieder Besuchergruppen beispielsweise aus Bayern, Baden-Württemberg oder Berlin – aber auch viele Menschen aus der Region: „Die Verbindung von Otto dem Großen zu Sachsen-Anhalt und speziell zu Magdeburg wird allerorten als selbstverständlich angesehen.“ Das sei nicht immer so gewesen.

Dabei erhalte sie viele positive Rückmeldungen zur Inszenierung, aber auch zum Inhalt der Ausstellung, sagt Köster. Die Frage, wie Menschen späterer Generationen mit Geschichte umgehen, steht im Fokus der Sonderschau. Und die Kontraste sind unübersehbar: Während etwa die Maler des 19. Jahrhunderts Kaiser Otto häufig glorifizierten, haben zeitgenössische Künstler einen ganz anderen Ansatz gewählt. So zeige eine Figurengruppe des DDR-Künstlers Heinrich Apel (1935-2020) den Herrscher und seine zwei Ehefrauen Editha und Adelheid in „archaischen, ganz reduzierten Formen“, sagt Köster. Und der Hallenser Künstler Moritz Götze (geb. 1964) vertreibe mit seiner „spielerischen Art“ alles Pathos und jede Heldenverehrung.

Gleich zwei Ausstellungen können die Besucher im Merseburger Dom sowie im dortigen Kulturhistorischen Museum besuchen. So ist im Museum eine Wanderausstellung zu sehen, die dort Premiere feiert und im Anschluss auf Reisen gehen soll. Sie gibt einen Überblick über die Zeit der Ottonen im heutigen Sachsen-Anhalt und insbesondere über die Bedeutung Merseburgs für die Herrscher.

Schau im Dom lockt 8.000 Besucherinnen und Besucher an

In der Sonderausstellung im Dom gehen die Besucher auf Spurensuche in der Zeit Ottos des Großen, der nach der legendären siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 sein Versprechen einlöste und in Merseburg einen Bischofssitz gründete, der dem heiligen Märtyrer Laurentius (gestorben 258) geweiht wurde. Fast 8.000 Besucher haben die Schau nach Angaben der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg bereits besucht.

Unter dem Titel „Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg“ sind bis zum 5. November etwa eine spätere Überarbeitung eines Fragments der Chronik von Bischof Thietmar von Merseburg (975/76-1018) zu sehen, die die Vereinigten Domstifter im vergangenen Jahr erworben haben. Ein anderes Ausstellungsstück dürfte Thietmar kritisch gesehen haben: Eine Sammlung von „Merseburger Zaubersprüchen“, die unter anderem gegen Krankheiten helfen sollten und mit einem christlichen Gebet beendet wurden. Trotz des wachsenden christlichen Kults ging es auch im Mittelalter also mitunter nicht immer allzu fromm zu.