Diakonie fördert Gemeinschaft und Katastrophenvorsorge

Funktionierende Nachbarschaften können nach Einschätzung der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe in Krisenlagen „den Unterschied machen“. Bei ihren neuen Quartiersprojekten in den im Juli 2021 überfluteten Regionen verknüpfe die Diakonie deshalb die Stärkung des sozialen Miteinanders mit Katastrophenprävention und Anpassung an Folgen des Klimawandels, sagte die Fluthilfekoordinatorin des Wohlfahrtsverbands, Elena Weber, in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das erste Quartiersprojekt startete am Donnerstag in Lüdenscheid-Brügge, wo bereits Grundschulkinder für das Thema sensibilisiert werden sollen.

In den vergangenen zwei Jahren habe die Diakonie Katastrophenhilfe die von der Flut betroffenen Menschen zum Beispiel durch Spendenmittel, Hilfe bei Anträgen und psychosoziale Begleitung unterstützt, erläuterte Weber. Aber mit dem Wiederaufbau der Häuser, der vielleicht gerade zur Hälfte geschafft sei, müssten auch die sozialen Gemeinschaften gestärkt werden. In manchen Orten habe sich vieles verändert, erläuterte die Expertin: „Menschen sind durch die Flut gestorben, erkrankt oder auch ganz weggezogen.“

Nun sollen an zehn Standorten zwischen Hagen und Trier Quartiersmanager gemeinsam mit Bürgern aller Generationen deren Wünsche ermitteln und Ideen etwa für neue kulturelle oder sportliche Angebote oder soziale Treffpunkte umsetzen. Zugleich geht es laut Weber auch darum, die Menschen widerstandsfähiger gegen mögliche künftige Katastrophen zu machen. Damit seien nicht nur Fluten, sondern etwa auch große Hitze gemeint, unter der besonders Senioren litten, erklärte die Referentin.

Als Beispiele nannte Weber Aktionen wie Bäume pflanzen an Pflegeheimen oder „Trinkpatenschaften“, in denen jüngere Menschen die Älteren an die Flüssigkeitsaufnahme erinnern. Senioren könnten ihrerseits mit ihrer Lebenserfahrung auch aus schlechten Zeiten jüngeren Leuten auf den Weg geben, wie man mit Notlagen umgehen könne. Dann sei es besonders wichtig, aufeinander zu achten und miteinander zu sprechen – auch darüber, ob die Powerbank geladen sei und eine Notfall-Tasche bereitstehe, betonte die Fluthilfe-Koordinatorin.

In dem Projekt in Lüdenscheid werden Drittklässler unter anderem eine Wetterstation besuchen, Wasser- und Klimaexpeditionen unternehmen oder Informationen zur Jugendfeuerwehr bekommen. „Die Kinder haben eine natürliche Neugierde – sie können ihr neues Wissen dann auch in die Familien tragen“, sagte Weber.

Bei den auf zwei Jahre angelegten Quartiersprojekten arbeitet die Diakonie Katastrophenhilfe nach eigenen Angaben durchgängig mit den Kommunen zusammen. Die Quartiersmanager seien größtenteils lange in den Regionen ansässig und bekannt – sie werden von gemeinnützigen Trägern wie Wohlfahrtsverbänden oder Vereinen angestellt. So ist etwa in Lüdenscheid der Stadtverband des Deutschen Roten Kreuzes Projektträger. In Hagen und Leichlingen (Rheinisch-Bergischer Kreis) übernehmen regionale Diakoniewerke diese Aufgabe. Für die zehn Projekte stellt die Hilfsorganisation bis 2025 insgesamt 4,2 Millionen Euro bereit.