Das Leben in der Lage

Wie arbeiten Militärpfarrämter während der Pandemie? Militärpfarrer Jens Augustin und Pfarrhelfer Wietse Nolzen aus Husum berichten.

Eine Dose mit Pfefferminzpastillen soll an die Begegnung erinnern
Eine Dose mit Pfefferminzpastillen soll an die Begegnung erinnernPrivat

Husum. In dieser Zeit der Pandemie stehen auch die Militärpfarrämter vor der Herausforderung, die Gegebenheiten vor Ort stets neu zu bewerten, dabei mögliche neue Handlungsfelder herauszufinden und Gewohntes für ungewisse Zeit ruhen zu lassen. Auch in der Bundeswehr wird diese Herausforderung als das „Leben in der Lage“ bezeichnet, mit dem Ziel, „vor die Lage“ zu kommen.

Als Militärseelsorger am Standort Husum machte ich daher den Kommandierenden das Angebot, die Soldatinnen und Soldaten zu betreuen, die aus der Julius-Leber- und der Fliegerhorst-Kaserne zunächst zur Amtshilfe in den Gesundheitsämtern eingesetzt waren. Von Dezember bis Januar begleiteten wir die Kommandeure oder Kompaniechefs bei ihren Besuchen der Einsatzorte, um mit den Soldaten in Kontakt zu kommen.

Amtshilfe in Pflegeheimen

Sieben Gesundheitsämter in Berlin waren die ersten Stationen. Dem schlossen sich noch an Weihnachten Gesundheitsämter in Rendsburg, Bad Segeberg, Hamburg, Itzehoe und Heide an. Über Weihnachten wurde die Amtshilfe beider Kasernen dann auf Pflegeheime im Raum Pinneberg, Hamburger, Husum sowie auf das hiesige Impfzentrum ausgeweitet. Allein in Hamburg sind gegenwärtig unsere Soldatinnen und Soldaten der Julius-Leber-Kaserne jeweils zu zweit in 37 Pflegeheimen für die Testung von Mitarbeitern, Besuchern und Bewohnern eingesetzt.

Im Februar hat sich daher für unsere Dienststelle ein sogenannter Hamburg-Tag herauskristallisiert, an dem bis zu sieben Pflegeheime von uns besucht werden. Gemeinsam mit der Truppenpsychologie der Fliegerhorst-Kaserne besuchen wir darüber hinaus die Soldaten im Pinneberger und Husumer Raum.

Welle der Dankbarkeit

Grundsätzlich erleben wir bei unseren Besuchen eine große Welle der Dankbarkeit gegenüber den Soldatinnen und Soldaten, die Amtshilfe leisten. So sagte beispielsweise ein Pflegeheimbesucher: „Dass ich meine Mutter nach drei Monaten wieder besuchen kann, verdanke ich dem Einsatz der Soldaten. Sonst hätte ich noch viel länger warten müssen.“ Und ein Bewohner meinte: „Die Soldaten lassen sich genügend Zeit beim ­Testen und dadurch sind sie einfach viel zärtlicher als unsere Pflegekräfte.“ Aber auch diese äußern sich dankbar. So hören wir in Bezug auf die Soldaten immer wieder: „Es ist einfach toll, dass sie da sind und uns unterstützen.“

Aber dennoch gibt es manchmal auch schwierige Situationen für die Soldatinnen und Soldaten zu bewältigen, die dann auch Gegenstand eines seelsorgerlichen Gesprächs werden können. Durch diese Begegnungen und Gespräche wurde uns erst bewusst, wie sehr sich die Einsatzorte voneinander unterscheiden. Es macht einen großen Unterschied, ob die Soldaten in den Gesundheitsämtern, in Pflegeheimen und in Testzentren eingesetzt sind. Und auch innerhalb der Bereiche unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, unter denen die Soldatinnen beispielsweise bei Testungen in Pflegeheimen arbeiten sehr. Dies bei den Besuchen zu erleben, kann wertvoll sein für spätere Nachsorgegespräche.

Pastillen als Erinnerung

Als kleines Erinnerungsstück an unsere Begegnungen geben wir den Soldaten eine Dose mit Pfefferminzpastillen mit. Sie ist mit dem Logo des Pfarramtes und dem Wunsch „Bleiben Sie gesund“ bedruckt. Diese Döschen haben sich zu kleinen Brückernbauern entwickelt, da sie – weiterverschenkt durch die Soldaten – unsere Botschaft nach außen tragen.

Daneben geht die Begleitung der Soldatinnen und Soldaten in den beiden Kasernen in Husum weiter. Ein regelmäßiger Gang zu den vor Ort gebliebenen Einsatzkräften, die sich mit den Kameraden im Homeoffice abwechseln, gehört auch jetzt zu den Aufgaben unserer Dienststelle.

Mit diesem kurzen Einblick in unseren gegenwärtigen Alltag grüßen Sie
Ihre Zwei vom Evangelischen Militärpfarramt in Husum

Militärpfarrer Jens Augustin
Pfarrhelfer Wietse Nolzen