Bündnis verlangt sozialgerechte Agrarwende

Das Bündnis „Wir haben es satt“ hat kostendeckende Preise für Landwirtschaftserzeugnisse und Planungssicherheit beim Umbau zu einer artgerechten Tierhaltung verlangt. Die Streichung der Agrardieselbeihilfe sei nur ein Auslöser für die bundesweiten Proteste der Landwirte, betonte Claudia Gerster vom Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft am Montag in Berlin. Dem Bündnis gehören mehr als 60 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung, Tier- und Umweltschutz, Menschenrechte und Entwicklungszusammenarbeit an, darunter auch Brot für die Welt und Misereor.

Die jahrzehntelange Ausrichtung der Landwirtschaft auf Exporte habe die Preise ruiniert und das Höfesterben vorangetrieben, beklagte Gerster. Das Bündnis verlangte von der Politik, eine sozialgerechte Agrarwende auch gegenüber der Lebensmittelindustrie und dem Einzelhandel durchzusetzen.

Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe, kritisierte eine Überproduktion in der Fleischindustrie. In Deutschland werde 24 Prozent mehr Fleisch hergestellt als hierzulande nachgefragt werde. Bei Schweinefleisch liege die Überproduktion bei über 40 Prozent. „Fleischkonzerne wie Tönnies profitieren und erhalten Millionensubventionen aus dem Topf für die Agrar-Marktordnung, um das nutzlose Schweinefleisch in privaten Lagern anzuhäufen“, beklagte Benning. „Diese Überproduktion drückt ebenso wie die Marktmacht der Konzerne die Erzeugerpreise nach unten und treibt Bauern und Bäuerinnen auf die Barrikaden“, so die Agrarexpertin.

Der Geschäftsführende Vorstand von Campact, Christoph Bautz, verlangte auch eine Wende in der EU-Landwirtschaftspolitik. Bauern müssten sich der Macht von Lebensmittelkonzernen und Bodenspekulanten erwehren können und faire Preise für ihre Produkte erhalten. Dazu müsse die EU den Bauern finanziell beim Umbau der Tierhaltung und umweltgerechter Landnutzung unter die Arme greifen.

Die Vorstandsvorsitzende des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Tina Andres, verlangte eine Regulierung und Kennzeichnung der Gentechnik in der Landwirtschaft. „Neue Gentechniken wie CRISPR-Cas bedeuten noch mehr Patente für Konzerne und die Fortschreibung der Pestizid-Landwirtschaft – das ist das Gegenteil der sozial-ökologischen Agrarwende“, sagte Andres. Verbraucher müssten aber die Freiheit haben, selbst über ihr Essen entscheiden zu können. Das Bündnis kündigte eine Demonstration „Für Höfe und Klima, gegen Gentechnik und Patente“ für Samstag in Berlin an.