Bruder von Getöteten berichtet zum Gedenktag an Opfer der NS-Zeit

Zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am Sonnabend (27. Januar) spricht in Lüneburg der Bruder dreier in der sogenannten „Kinder-Euthanasie“ der NS-Zeit ermordeten Kinder. Friedrich Buhlrich werde erzählen, wie es ist, gleich drei Schicksale von NS-Opfern in der eigenen Familie zu haben, teilte die „Euthanasie-Gedenkstätte“ Lüneburg am Dienstag mit. Die Veranstaltung beginnt um 12 Uhr im Bildungszentrum der Gedenkstätte auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik.

Bereits ab 11 Uhr führten drei Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Herderschule über das heutige Psychiatriegelände, hieß es. Die zu „Guides“ ausgebildeten Jugendlichen informierten dabei über die Gewalt an Menschen mit Beeinträchtigungen und psychischen Erkrankungen in der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere über den Krankenmord an Kindern und Jugendlichen. Die Gedenkstätte ist deutschlandweit die einzige Bildungseinrichtung am Ort einer ehemaligen „Kinderfachabteilung“. Alleine in Lüneburg wurden mindestens 665 Personen ermordet, mehr als 700 Menschen wurden aus Lüneburg in Tötungsanstalten verlegt und dort umgebracht.

Die Geschichte der Lüneburger „Euthanasie“-Verbrechen„ wird den Angaben zufolge mit einer Sonderausstellung ab dem 27. Januar auch im österreichischen Linz erzählt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Helen Atherton (University of Leeds, Großbritannien) widme sich die Ausstellung “Finding Ivy. A life worthy of life„ in der Gedenkstätte Schloss Hartheim dem Schicksal britischer Opfer der “Aktion T4″. Die Lüneburger Gedenkstättenleiterin Carola Rudnick habe zu der Ausstellung beigetragen, die sich auch mit der Geschichte von Martha Büchel, geborene Casselton, befasse, die aus der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt wurde.

„Aktion T4“ bezeichnet den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland, organisiert durch die sogenannte „Zentralstelle T4“.