Börsenverein: Buchhandlung ist die Seele einer Innenstadt

Riesenärger über politische Sparzwänge: Trotz positiver Ergebnisse im deutschen Buchmarkt, sieht der Börsenverein dringenden Handlungsbedarf. Bei der Bildungslandschaft sieht er einen Skandal.

Der Buchhandel leidet unter einem Bürokratie-Ungetüm, wie der Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Peter Kraus vom Cleff, am Donnerstag sagte. Trotz positiver Umsatzentwicklung im Jahr 2023 forderte er bei einer Pressekonferenz bessere Rahmenbedingungen von der Politik. “Dieses Land erstickt an Bürokratie”, so der Geschäftsführer. Er kritisierte unter anderem das Lieferketten-Gesetz und die angekündigte Berichtspflicht für Nachhaltigkeit.

Die Bürokratie binde Kapazitäten, was sicher auch einzahle auf die Schwierigkeit, Nachfolger für inhabergeführte Geschäfte zu finden. “Eine Buchhandlung ist oft die Seele einer Innenstadt und ein Leerstand ist schon traurig.” Neben der Kritik an zu viel Bürokratie, forderte vom Cleff von der Bundesregierung eine Fortsetzung des Kulturpasses für 18-Jährige in Höhe von 200 Euro. Zuletzt wurde der vom Bund finanzierte Gutschein für Kulturangebote von 200 auf 100 Euro halbiert.

Außerdem sprach sich der Börsenvereins-Geschäftsführer für die Streichung der Mehrwertsteuer auf Bücher aus, die derzeit bei sieben Prozent liegt. “Es ist die fairste Art einer Kulturbranche, dass man die Mehrwertsteuer auf null setzt”, sagte der Geschäftsführer. Er räumte allerdings ein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Absenkung nicht sehr groß sei.

Zudem sprach er sich dafür aus, die Schulen beim Erwerb neuer Bücher zu unterstützen. “Es ist ein Skandal, dass hier in Bildung nicht genug investiert wird.” Stadt-, Schul- und Universitätsbibliotheken müssten mehr finanzielle Spielräume erhalten.

Dennoch sei die Buchmarktentwicklung insgesamt positiv, sagte vom Cleff. “Der Buchmarkt steht insgesamt gut da.” Bücher seien “relevant und gefragt als Kompass in einer immer komplexer werdenden Welt, als Grundlage für Meinungsbildung und kreative Freizeitbeschäftigung”.

Der Buchmarkt in Deutschland hat 2023 ein Umsatzplus von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Damit lag der Umsatz bei 9,7 Milliarden Euro, 2022 waren es 9,4 Milliarden Euro.

Negativ entwickelte sich der Absatz, er ist um 1,9 Prozent gesunken. Dagegen stieg der Preis je Buch um durchschnittlich 4,9 Prozent. Weiterhin der größte Vertriebsweg für Bücher sind die Buchhandlungen in Städten und Dörfern. Der Umsatz vor Ort stieg im Vergleich zu 2022 um 2,6 Prozent auf vier Milliarden Euro.

Das Online-Geschäft, bei dem etwa die Hälfte auf Shops des stationären Buchhandels entfällt, stieg 2023 um 5,5 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro; der Umsatzanteil des Internetbuchhandels am Gesamtmarkt lag bei knapp 25 Prozent.

Pro Kopf gaben die deutschen Leserinnen und Leser durchschnittlich 175 Euro für Bücher aus; Schul- und Fachbücher sind in dieser Summe noch nicht enthalten. In Deutschland gab es im vergangenen Jahr insgesamt 25 Millionen Buchkäufer.