Bildungsministerin fordert mehr Ausrichtung auf Militär

In die deutsche Bildungslandschaft soll der Wehrgedanke einziehen. Die zuständige Ministerin Stark-Watzinger regt Militärforschung an den Unis und „Jugendoffiziere“ an Schulen für ein besseres Image der Bundeswehr an.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) fordert eine verstärkte Ausrichtung der deutschen Bildung und Forschung auf militärische Belange. Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag) verlangte sie, Hochschulen sollten sich für militärische Forschung öffnen. „Manche Hochschulen haben sich eine Zivilklausel gegeben, die militärische Forschung verhindern soll. Das wird unseren nationalen Sicherheitsinteressen und dem Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten nicht mehr gerecht“, sagte die FDP-Politikerin.

Die Ministerin rief dazu auf, Forschung und Innovation in Deutschland zu stärken, um technologische Souveränität zu erlangen. „Dazu müssen Brücken gebaut werden zwischen ziviler und militärischer Forschung“, betonte Stark-Watzinger.

Zuvor hatte Stark-Watzinger Schulen dazu aufgefordert, junge Menschen auf einen Kriegsfall vorzubereiten. Die Gesellschaft in Deutschland müsse sich für Krisen präparieren, „von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg“, sagte die Ministerin den Funke-Zeitungen (Samstag). Zivilschutz gehöre auch in die Schulen. Ziel müsse sein, „unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken“, so Stark-Watzinger.

Die Ministerin rief die Schulen auch auf, ein „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“ zu entwickeln. So sollten Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für die Sicherheit der Gesellschaft tue.

Die jungen Menschen müssten die Bedrohungen der Freiheit kennen und mit den Gefahren umgehen können, forderte Stark-Watzinger. Das müsse kein eigenes Schulfach, aber Lerninhalt sein. Es gehe auch darum, Sorgen und Ängsten zu begegnen. Zum Lehrkörper müssten daher künftig auch Sozialarbeiter und Psychologen gehören.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, reagiert positiv auf den Vorstoß. „Ich erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern sucht. Eine Absichtserklärung reicht nicht, jetzt muss im Politik-Unterricht zum Ukraine-Krieg und zur gesamteuropäischen, ja globalen Bedrohungslage gelehrt werden“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Dabei seien Jugendoffiziere eine „sinnvolle Unterstützung“, weil sie „vertrauenswürdige Absender sind, um für die Schüler eine Kriegsbedrohung einzuordnen“, so Düll weiter. Sie könnten für „Inhalte für den Politikunterricht und das fächerübergreifende Ziel der Demokratie- und Friedenserziehung“ zum Einsatz kommen. In Deutschland wisse man viel zu wenig über die Bundeswehr. „Viel zu lange herrschte eine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung. Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss“, so Düll.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), sprach sich dafür aus, Schülerinnen und Schüler umfassend auf Krisen vorzubereiten. Dabei nannte sie Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen, Klimawandel sowie tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft.

„Kinder und Jugendliche müssen insgesamt breiter auf die Zukunft vorbereitet werden“, sagte die saarländische Bildungsministerin der Funke-Mediengruppe. „Sie müssen gesünder, resilienter, mutiger und selbstbewusster werden und so flexibel, dass sie Veränderungen aktiv mitgestalten können.“ Dazu könne Schule einen wichtigen Beitrag leisten. Streichert-Clivot legte den Schulen nahe, Kontakte zu knüpfen mit „Organisationen, die für den Zivilschutz eine wichtige Rolle spielen, wie dem Technischen Hilfswerk, den Feuerwehren und den Rettungskräften“.

Andere Politiker äußerten sich eher kritisch. „Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig“, sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek, der „Bild am Sonntag“. Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag, sagte: „Die Zeitenwende wirft viele neue friedens- und sicherheitspolitische Fragen auf, dennoch irritieren einzelne weitreichende Aussagen der Bildungsministerin. Angesichts der PISA-Misere sollte sie sich in erster Linie zur Aufgabe machen, beherzt die zentralen Herausforderungen für unser Bildungssystem anzupacken.“