Baerbock will den Kolonialismus im Auswärtigen Amt aufarbeiten

Das Auswärtige Amt will sich mit seiner Verantwortung im deutschen Kolonialismus auseinandersetzen. „Die deutsche Kolonialpolitik war geprägt von Unrecht und Gewalt“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei einer Veranstaltung zum Thema „Das Auswärtige Amt und die Kolonien. Geschichte, Erinnerung, Erbe“ am Mittwoch in Berlin. Das Auswärtige Amt habe für diese menschenverachtende und rassistische Politik damals „klare Verantwortung“ getragen.

Daraus ergibt sich nach Baerbocks Worten eine Verantwortung für die Gegenwart. Eine ehrliche Aufarbeitung der Vergangenheit sei wichtig, ebenso wie ein offener Austausch mit den Partnerländern, sagte die Grünen-Politikerin.

Im Rahmen der Veranstaltung im Auswärtigen Amt wurde der kürzliche veröffentlichte Sammelband „Das Auswärtige Amt und die Kolonien“ vorgestellt, dessen Erarbeitung das Auswärtige Amt gefördert hat. In dem Werk haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika, Asien, Europa und Amerika die Rolle des Außenministeriums in der Kolonialzeit und deren Bedeutung untersucht. Die Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit der Entwicklung des deutschen Kolonialrechts, den Auswirkungen der deutschen Kolonialherrschaft in Togo oder der Kolonialpolitik im Nationalsozialismus.

Es geht laut Baerbock darum, das Unrecht anzuerkennen und zu handeln. Dazu gehöre auch die Rückgabe von Kulturgütern. Darüber hinaus kündigte Baerbock an, die Diplomatenausbildung zu ändern. Künftig müssten sich angehende Diplomatinnen und Diplomaten noch breiter mit der deutschen Kolonialgeschichte befassen. Zudem sollen sie vor Auslandsposten mit gezielten Fortbildungen für das Thema sensibilisiert werden.

Die damalige Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts war von 1890 bis 1907 zuständig für die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, Asien und Ozeanien. Aus ihr ging im Jahr 1907 das nachfolgende Reichskolonialamt hervor.