Aufrufe gegen Rassismus und Gewalt

Am Freitag wurde Christina-Maria Bammel als Pröpstin eingeführt

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Die Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christina-Maria Bammel, ist von Bischof Christian Stäblein in ihr theologisches Leitungsamt eingeführt worden. Bei dem Gottesdienst am Freitag in Berlin riefen Pröpstin und Bischof als Antwort auf den Anschlag von Hanau zum Engagement gegen Rassismus und Gewalt auf. "Wir stehen auf gegen Menschenverachtung überall", sagte Stäblein: "In Gottes Namen stehen wir bei den Opfern und ihren Angehörigen."

Bammel betonte, auch Kirchengemeinden müssten bei Gewalt, Rassismus und Rechtspopulismus dagegenhalten. Die promovierte Theologin rief dazu auf, auch schwierige Situationen mit Mut und Zuversicht zu bewältigen und Zeichen für eine bessere Welt zu setzen. Auch Zeichen wie "der im richtigen Moment geworfene Blumenstrauß im Landtag" könnten eine Wirksamkeit entfalten, sagte die Pröpstin: "Gott gab uns Zeichen, damit wir handeln." Kerzen und Menschenketten seien in Zeiten wie nach dem Anschlag von Hanau auch Ausdruck des Zusammenhalts.

Deutliche Worte gegen Rechtsterrorismus, Rassismus und Radikalisierung

Wichtig sei, auch auf "tödlich-toxische" Worte mit Güte zu antworten und zugleich zu widersprechen, sagte Bammel. Wo Angstmache vor der Zukunft herrsche, müsse mit Widerspruch reagiert werden. Was derzeit als "Alternative" für das Land präsentiert werde, dürfe keine Zustimmung finden.Auch die brandenburgische Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD), der katholische Weihbischof Matthias Heinrich und der frühere Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Christoph Markschies, richteten in ihren Grußworten deutliche Worte gegen Rechtsterrorismus, Rassismus und eine Radikalisierung der Gesellschaft.

Die Pröpstin sei "eine Meisterin des richtigen Wortes an der richtigen Stelle am richtigen Ort", sagte Liedtke. Der gemeinsame Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit sowie gegen Gewalt und Rassismus müssten intensiviert werden. Liedtke betonte, Kirche und Politik verbinde in Brandenburg eine langjährige gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dies müsse weiter gestärkt werden.

Die Pröpstin sehe Theologie auch als Brücke in Gemeinden und Gesellschaft, betonte Stäblein: "In Theologie macht ihr keiner ein X für ein U vor." Die Amtszeiten von Pröpstin und Bischof laufen zehn Jahre. Bammel hat ihr neues Amt bereits im Dezember 2019 angetreten.

Christina-Maria Bammel war am 25. Oktober vergangenen Jahres von der Landessynode zur neuen Pröpstin und Stellvertreterin des Bischofs gewählt worden. Ihr Vorgänger im Propstamt, Christian Stäblein, war zuvor als Nachfolger von Markus Dröge zum Bischof gewählt worden. Als Pröpstin verantwortet Bammel die geistliche Leitung im Konsistorium, der Verwaltung der Landeskirche.

Die Landeskirche hat gut 900.000 Mitglieder in rund 1250 Kirchengemeinden in Berlin, Brandenburg und der Region Görlitz in Ostsachsen. Rund 15 Prozent der Menschen, die im Gebiet der Landeskirche leben, sind evangelische Christen. Die meisten Gemeindemitglieder leben im Sprengel Berlin, jeweils knapp 170.000 Mitglieder gehören den Sprengeln Potsdam und Görlitz an. In der Landeskirche arbeiten rund 900 Theologen im aktiven Dienst, mehr als 40.000 Gemeindemitglieder engagieren sich ehrenamtlich in der Kirche.

Zur Person: Pröpstin Christina-Maria Bammel

Berlin/epd Die promovierte Theologin Christina-Maria Bammel ist die neue Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Die 46-Jährige ist damit theologische Leiterin des Konsistoriums und auch Stellvertreterin des Bischofs. Sie wurde im Oktober von der Landessynode gewählt und hat ihr Amt im Dezember übernommen. Am Freitag wurde sie mit einem Gottesdienst offiziell in das Amt eingeführt.

Christina-Maria Bammel wurde am 1. Mai 1973 in Ostberlin geboren, ist in Erfurt aufgewachsen und studierte von 1991 bis 1998 in Marburg, Philadelphia (USA) und in Berlin. Sie wurde mit einem Fulbrightstipendium gefördert und war später auch Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes.Von 1998 bis 2004 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der theologischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität. Nach der Promotion arbeitete sie zunächst in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche, 2009 wurde sie ordiniert. Von 2009 bis 2015 war sie Pfarrerin der Sophiengemeinde in Berlin-Mitte.

"Inklusiv, nachbarschaftlich, sichtbar und erreichbar für Suchende und Fragende", so muss für sie die Kirche der Gegenwart und Zukunft aussehen. Wie die Kirche künftig den Menschen dienen könne, müsse "mit den heute jungen Generationen errungen" werden, betont sie.

Auf YouTube finden Sie einen Videomitschnitt des Gottesdienstes.