Antisemitismus-Beratungsstelle: So viel Bedarf wie nie zuvor

Der 7. Oktober hat auch bei Menschen in Deutschland Spuren hinterlassen. Weil sie etwa Angehörige verloren haben oder Opfer von Antisemitismus hierzulande wurden. Eine Beratungsstelle legt eine eindrückliche Bilanz vor.

Innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat die Berliner Antisemitismus-Beratungsstelle Ofek so viele Beratungsanfragen bekommen wie nie. Vom 7. Oktober his zum 6. April habe es 1.333 Anfragen gegeben – dies übertreffe die Gesamtzahl aller Beratungsanfragen seit Gründung des Vereins, wie Ofek am Mittwoch in Berlin mitteilte. Von Juli 2017 bis Juni 2023 habe die Beratungsstelle bundesweit 1.110 Fälle verzeichnet.

„Der enthemmte Terror und die antisemitische Bedrohung stellen die jüdische und israelische Gemeinschaft vor die Herausforderung, die Wirkung von Gewalt, Geiselnahmen und antisemitischen Angriffen zu bewältigen“, hieß es.

Insgesamt hätten Ofek-Mitarbeitende 987 Fälle mit Bezug zu einem oder mehreren antisemitischen Vorfällen aufgenommen und beraten. „In weiteren 316 Fällen bezog sich die Beratung auf die psychischen und sozialen Folgen des 7. Oktober und des Krieges in Israel/Gaza, Angst und Sorge um Kinder und Angehörige.“ Zahlreiche Anfragen hätten sich zudem auf Vorfälle an Hochschulen bezogen. Auch sei der Bedarf nach Gesprächen mit Bezug zu Antisemitismus an Schulen gestiegen.

Der Verein Ofek berät bei Fällen von Antisemitismus ungeachtet ihrer strafrechtlichen Relevanz und bietet auch Institutionen Beratung bei Gewalt und Diskriminierung an. Es gibt eine täglich erreichbare bundesweite Hotline. Regional arbeitet der Verein in Berlin, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Darüber hinaus ist Ofek Träger von zwei Meldestellen für antisemitische Vorfälle des Verbandes Rias in Sachsen-Anhalt und Sachsen.