Afghaninnen im Fokus am Weltfrauentag

Sie dürfen keine höhere Bildung erlangen und sich kaum frei bewegen: Am Weltfrauentag prangern Organisationen die schwierige Lage von Frauen in Afghanistan an.

Viele Frauen trauen sich in Afghanistan nur in Burka auf die Straße
Viele Frauen trauen sich in Afghanistan nur in Burka auf die StraßeImago / Kyodo News

Am Weltfrauentag haben Afghaninnen in Deutschland von der Bundesregierung mehr Unterstützung für bedrohte Menschen in Afghanistan gefordert. Am Mittwoch veranstaltete Pro Asyl mit der Evangelischen Akademie in Berlin eine Tagung „Verraten und vergessen? Frauen in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban“. Zuvor hatten auch andere Organisationen auf die schwierige Lage von Frauen in dem Land hingewiesen.

Rund 80 Afghaninnen unterzeichneten einen von Pro Asyl organisierten Appell. Die Frauen fordern die Bundesregierung auf, den Zugang zum deutschen Aufnahmeprogramm für Afghaninnen und Afghanen zu erleichtern. Auch die Familienzusammenführung müsse ausgeweitet werden. Zudem solle das Programm zur Vergabe von humanitären Visa weiterlaufen und afghanische Frauen und Mädchen im Asylverfahren die Flüchtlingseigenschaft aufgrund geschlechtsspezifischer Verfolgung erhalten.

Aus der Öffentlichkeit verbannt

Die Taliban haben das Leben für Frauen dramatisch eingeschränkt, sie sind faktisch aus der Öffentlichkeit verbannt. Mädchen dürfen keine weiterführende Schule und keine Universität besuchen und sich nicht frei bewegen. Frauen dürfen kaum noch arbeiten.

Viele Afghanen sind laut Pro Asyl auf der Flucht oder verstecken sich, Gewalt sei alltäglich. Dazu erlebe das Land eine massive wirtschaftliche und humanitäre Krise. Geschätzte 17 von 40 Millionen Einwohnern hungern, und knapp 900.000 Kinder sind akut unterernährt.

Allein in Berlin waren zum Frauentag mehr als 15 Kundgebungen angemeldet
Allein in Berlin waren zum Frauentag mehr als 15 Kundgebungen angemeldetImago / Manngold

Die Vereinten Nationen betonten, dass 20 Jahre Fortschritt für die Rechte von Frauen und Mädchen seit der Übernahme durch die Taliban zunichte gemacht worden seien. Die „schmerzhafte Aufhebung“ von Frauenrechten sowie Restriktionen gegen sie müssten beendet werden. So sollten sie ihre Arbeit mit Nichtregierungsorganisationen wieder aufnehmen dürfen. Darüber hinaus müsse die internationale Gemeinschaft weiterhin afghanische Frauen umfassend unterstützen.

Unterdessen sagte das deutsche Entwicklungsministerium für 2023 einen Beitrag von 26 Millionen Euro an UN Women für die Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen zu. Dies sei fast doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren.

Demonstrationen in Berlin

In Berlin haben am Frauentag mehrere tausend Menschen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung demonstriert. Insgesamt waren mehr als 15 Demonstrationen und Versammlungen dazu angemeldet. Allein an einer gewerkschaftlichen Demonstration nahmen nach Polizeiangaben rund 6.500 Menschen teil. Von weiteren Kundgebungen meldete die Polizei jeweils mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Internationale Frauentag am 8. März ist in Berlin seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag.