50 Jahre Umweltbundesamt – und genug zu tun

Die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik feiert Jubiläum. Am 22. Juli 1974 gegründet, forscht das Umweltbundesamt unermüdlich zum Schutz von Klima, Natur und Mensch.

Das Verbot von bleihaltigem Benzin, die Einführung des Müllrecyclings oder die Zielsetzung, bis 2045 deutschlandweit klimaneutral zu sein: Zahlreiche umweltpolitische Entscheidungen gehen auf die Forschungen des Umweltbundesamts (UBA) zurück – das in diesem Jahr sein 50. Bestehen feiert. “Für Mensch und Umwelt” ist seit dem 22. Juli 1974 das Motto der Behörde. Ging es beim Umweltbundesamt in der Anfangszeit vor allem um Umweltpolitik als Gesundheitspolitik, ist das heutige Kernanliegen, “Sektor für Sektor in Richtung Nachhaltigkeit umzubauen und zu entwickeln”, wie der Präsident des UBA, Dirk Messner, zum Jubiläum erklärte.

Gegründet wurde das UBA in Berlin – in einer Zeit, in der die im Ruhrgebiet zum Trocknen aufgehängte weiße Wäsche durch Luftverschmutzung noch dreckig wurde. Es ging um Luftqualität, Lärmbelastung und den Umgang mit Müll. Als “Industrieabfälle unsere Böden, die Luft und das Wasser verschmutzt haben”, erinnerte sich Messner, sei der Gedanke aufgekommen, dass Wirtschaftspolitik nicht mehr ohne Umweltpolitik weiter gestaltet werden könnte. Damals hatten die Bundesländer zwar Umweltämter, auf Bundesebene fehlte so eine Einrichtung allerdings. Mit 170 Mitarbeitenden legt die Bundesbehörde 1974 in Berlin schließlich los. Die Bundesrepublik Deutschland war damit das erste europäische Land, das eine wissenschaftliche Umweltbehörde gründete.

In den folgenden Jahren streitet das UBA unter anderem dafür, dass kein krebserregendes Benzol mehr beim Betanken des Autos entweicht (1989), unterstützt zudem, dass die Reinigung von Abwässern verbessert wird (1996) und macht sich für Umweltzonen in Städten stark, um Luftbelastungen durch Autoverkehr zu minimieren (2008). Zwischenzeitlich, im Jahr 2005, verlegte das Umweltbundesamt seinen Dienstsitz von Berlin nach Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt – eine Folge des politischen Willens, mehr Behörden in den neuen Ländern anzusiedeln. Das UBA geht dabei bautechnisch mit gutem Beispiel voran: Die Mitarbeitenden residieren fortan in einem ökologischen Musterbau, dessen benötigte Energie das Gebäude zu 100 Prozent selbst erzeugt – durch Photovoltaik und Erdwärme.

Umweltpolitisch muss das Umweltbundesamt in den folgenden Jahren weiter dicke Bretter bohren. Längst nicht alles, was die Behörde Politik, Wirtschaft und Verbänden vorschlägt, kommt dabei gut an. Das geforderte Tempolimit von 120 Stundenkilometern setzt sich nicht durch, im Bundes-Bodenschutzgesetz von 1998 bleiben wesentliche Empfehlungen des UBA unbeachtet und 2009 muss Deutschlands zentrale Umweltbehörde hinnehmen, dass die Einführung eines Umweltgesetzbuches endgültig scheitert. Das UBA hatte sich zuvor Jahrzehnte dafür eingesetzt, das Umweltfachrecht zu vereinfachen und zu modernisieren. Häufig war das Amt in Umweltfragen aber auch seiner Zeit voraus: So entwickelte es etwa schon Ende der 1970er Jahre eine Messtechnik für Feinstaub – in der Politik kam das Thema erst Jahre später an.

Heute und in Zukunft gilt für das Umweltbundesamt, was auch schon zu Beginn galt. UBA-Präsident Messner sagte: “Wir können Wirtschaftspolitik ohne Umwelt- und Klimapolitik gar nicht mehr denken und dieser Zusammenhang geht auch andersrum. Das ist das große Programm, an dem auch das UBA arbeitet und wir viele Beiträge leisten.” Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit der Behörde sind etwa eine nachhaltige Mobilität, bei der laut UBA “das Fahrzeug und seine Antriebstechnik nicht allein im Fokus stehen dürfen”. In Sachen Landwirtschaft und Ernährung untersuchen die Wissenschaftler aktuell zum Beispiel, welche Auswirkungen die Fleisch-Alternativen wie essbare Insekten oder Invitro-Fleisch auf Umwelt und Gesundheit haben.

Viele weitere Themen stehen auf der Agenda der Behörde – langweilig wird es ihr im Angesicht der Klimakrise sicher nicht. In Zeiten, in denen zudem Populismus und Extremismus starken Aufwind erfahren, ist es möglicherweise wichtiger denn je, klare Fakten zu liefern. Daran arbeiten derzeit rund 1.800 Mitarbeitende an verschiedenen Standorten. Übrigens: Zum 100. Geburtstag des Umweltbundesamts 2074 müsste die Klimaneutralität in Deutschland und Europa längst realisiert sein. Aber auch dann wird die Behörde mutmaßlich noch genug zu tun haben.