Zur Person: Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble hat mehr als ein halbes Jahrhundert die deutsche Politik maßgeblich mitgestaltet. 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt und hatte das dortige Direktmandat bis zu seinem Tod inne. Er war damit der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Am Dienstag ist Schäuble im Alter von 81 Jahren gestorben.

1984 übernahm Schäuble als Bundesminister für besondere Aufgaben erstmals ein Regierungsamt. Als Bundesinnenminister verhandelte er 1990 maßgeblich die Staatsverträge zur deutschen Vereinigung. In den 90er Jahren war er als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag eine wichtige Stütze für Kanzler Helmut Kohl (1930-2017), doch nach der Wahlniederlage der Unionsparteien 1998 kam es zum Bruch.

Im Zug der CDU-Spendenaffäre gab Schäuble nach nicht einmal anderthalb Jahren im Februar 2000 den Parteivorsitz auf und zog sich auch von der Spitze der Fraktion zurück. Er hatte zuvor eingeräumt, 1994 eine Barspende in Höhe von 100.000 DM vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber entgegengenommen zu haben.

2005 berief Angela Merkel Schäuble erneut zum Bundesinnenminister, 2009 wechselte er ins Finanzressort. In der zurückliegenden Wahlperiode von 2017 bis 2021 war Schäuble Bundestagspräsident.

Mehr als 30 Jahre lang war der evangelische Christ Schäuble vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen, nachdem am 12. Oktober 1990 ein psychisch kranker Attentäter bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau nahe Offenburg auf ihn geschossen hatte. Schäuble war seit 1969 mit seiner Frau Ingeborg verheiratet und Vater von vier Kindern.