Zum Tod von Lea Ackermann – Lob für Einsatz für Frauen in Not
Vertreter aus Politik und Gesellschaft haben die Ordensschwester Lea Ackermann als Vorbild im Kampf für Frauen in Not gewürdigt. Die vielfach ausgezeichnete Ordensfrau und Gründerin der Frauenhilfsorganisation Solwodi war am Dienstag in einem Krankenhaus in Trier gestorben. Sie wurde 86 Jahre alt. Sie soll in Trier in privatem Rahmen beigesetzt werden, wie Solwodi am Donnerstag mitteilte. Auch eine öffentliche Trauerfeier sei geplant, der Termin stehe noch nicht fest.
Publizistin Alice Schwarzer nannte Ackermann „unersetzbar“ und eine „Freundin und Mitkämpferin gegen die Demütigung und Ausbeutung von Frauen“. In einem Online-Nachruf auf der „Emma“-Seite spricht Schwarzer von der „Nonne und Revoluzzerin“. Sie sei „eine der vernehmlichsten Stimmen in Deutschland gegen das System Prostitution und für die Bestrafung von Freiern“ gewesen.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) lobte Ackermanns Einsatz gegen sexuelle Unterdrückung. Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe hätten im Zentrum ihrer Arbeit gestanden. Täglich seien Frauen und Mädchen überall weltweit Gewalt ausgesetzt; Solwodi biete einen Ort, an dem sich Betroffene geborgen fühlen könnten. Die rheinland-pfälzische Frauenministerin Katharina Binz (Grüne) würdigte Ackermann als „feste Größe in der Frauenpolitik“, die vielen in Krisen und Not geholfen habe.
Die frühere CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte auf X (früher Twitter), Schwester Lea habe sie und viele andere inspiriert. „Eine furchtlosere Kämpferin gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und für die Rechte von Frauen und Mädchen habe ich nie getroffen“, schrieb Kramp-Karrenbauer, die wie Dreyer Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholischen (ZdK) ist.
Solwodi würdigte Ackermann als „starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin“. Ihr sei es zu verdanken, dass Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt in den späten 1980er Jahren auf die Tagesordnung gekommen seien: „Wenn es um von Gewalt betroffene Frauen ging, dann war sie nicht an Regeln oder Konventionen gebunden, dann war ihr kein Anruf zu viel, kein Weg zu weit, um sich mit voller Kraft für die Frauen einzusetzen.“ Die 2020 von der Ordensfrau gegründete und nach ihr benannte Stiftung für Kinder in Not erklärte, Ackermann habe mutig für die Rechte von Frauen und Kinder gekämpft und Spendengelder in ganz Deutschland aufgetrieben.
Ackermann wurde 1937 in Völklingen im Saarland geboren und arbeitete zunächst als Bankkauffrau. 1960 trat sie den Weißen Schwestern bei. Acht Jahre lang lebte sie in Afrika. 1985 gründete Ackermann in Kenia Solwodi, um Frauen zu helfen, die aus der Armutsprostitution aussteigen wollten. In Deutschland hat die Organisation inzwischen 18 Beratungsstellen und 7 Schutzhäuser für Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel, Prostitution, Zwangsheirat oder häuslicher Gewalt geworden sind.