Wismar: Schau „Ortszeit“ in der Nordkapelle des Marien-Kirchturms

In der Nordkapelle des Wismarer St.-Marien-Kirchturms wird am 3. Mai (16 Uhr) die Ausstellung „Ortszeit“ mit Werken von sieben Künstlerinnen und Künstlern zu Orten junger, fast vergessener Geschichte eröffnet. Bis zum 14. Juli werden beispielsweise Arbeiten zu den Orten Tarnewitz und Maurinmühle präsentiert, wie die Stadtverwaltung Wismar am Donnerstag mitteilte. Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler sind Janet Zeugner, Gudrun Brigitta Nöh, Susanne Gabler, Ramona Seyfarth, Rico., Katja Stelz und Annette Czerny.

Vor hundert Jahren befand sich den Angaben zufolge vor Tarnewitz eine Sandbank am Ufer der Ostsee. Sie lag zwischen Lübecker Bucht und Wismarer Bucht. 1935 wurde sie mit hohem technischem Aufwand zu einer Halbinsel aufgebaut mit dem Zweck, eine Erprobungsstelle für Flugzeug- und Bordwaffen zu sein. An ihrer Errichtung wirkten Zwangsarbeiter mit. Zu DDR-Zeiten lag Tarnewitz im Grenzgebiet. „Dort wurden Menschen daran gehindert, das Land zu verlassen“, hieß es. Heute sei der „Tarnewitzer Huk“, der Großteil des Gebiets Tarnewitz, ein Naturschutzgebiet.

Maurinmühle (bei Carlow/Landkreis Nordwestmecklenburg) war im Mittelalter eine Getreidemühle. Im angehenden 20. Jahrhundert wurde das ehemalige Wohnhaus der Müllerfamilie als Fremdenpension, Lungenheilanstalt, Erholungsheim und später als Kinderheim genutzt. In den 1940er-Jahren wurden im Kinderheim die Säuglinge polnischer, ukrainischer und russischer Zwangsarbeiterinnen untergebracht, vernachlässigt und zu Tode „gepflegt“, hieß es. „Das DDR-Regime demontierte und tilgte die physischen Spuren. Zeitbezeugende und ihre Nachkommen schwiegen. In den Archiven – Leerstellen“, informierte die Stadt.