Wirtschaftsweise empfehlen Erhöhung der Rentenbeiträge

Die Vorsitzende des Sachverständigenrates kritisiert das neue Rentenpaket der Bundesregierung. Hohe Renten sollten abgeschmolzen werden und auch die Renten künftig nicht mehr so stark steigen.

Die Renten sollen nicht mehr so stark steigen wie bisher, rät die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer
Die Renten sollen nicht mehr so stark steigen wie bisher, rät die Wirtschaftsweise Monika SchnitzerImago

Ältere Berufstätige sollten aus Sicht der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer noch stärker für die Rentenfinanzierung herangezogen werden. „Wir sollten die Beitragssätze jetzt schon anheben, um die starke Babyboomer-Generation, die bald in Rente geht, noch an den Kosten zu beteiligen“, sagt die Vorsitzende des Sachverständigenrates.

Auch sollten die Renten nicht mehr so stark steigen. „Bisher sind die Renten an die Löhne gekoppelt. Das sollte sich ändern“, erklärt Schnitzer. „Die Renten sollten nicht mehr so stark steigen wie die Löhne.“ Davon sind laut Wirtschaftsweise in erster Linie die betroffen, die besonders lange Rente beziehen. „Und dies sind erfahrungsgemäß reichere Menschen, denn Besserverdienende leben im Durchschnitt deutlich länger und haben weitere Einkommensquellen.“

Hohe Renten abschmelzen

Zudem sollte unter den Rentnern umverteilt werden. „Wer doppelt so viel in die Rentenkasse einzahlt, sollte nicht mehr automatisch doppelt so viel herausbekommen“, sagt die Münchner Wirtschaftswissenschaftlerin. Und: „Wir sollten besonders hohe Renten künftig abschmelzen. Wer üppige Rentenansprüche erarbeitet hat, bekäme dann etwas weniger.“

Kritik am Rentenpaket

Die Wirtschaftsweise kritisiert dahingehend das neue Rentenpaket der Bundesregierung. Dieses sieht nur wenig Steigerung der Beitragssätze sowie eine Fixierung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67 Jahre vor. Das sei nicht ausreichend, betont Schnitzer. „Wenn man das Rentenniveau so wie geplant halten will und gleichzeitig die Beitragssätze begrenzen, dann müsste noch viel mehr Geld aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse fließen.“ Derzeit zahle der Bund bereits etwa ein Viertel seines Haushaltes, rund 110 Millionen Euro, für die Rentenfinanzierung. „Wenn wir es so laufen lassen, müsste der Bund in 25 Jahren mehr als die Hälfte des Haushalts dafür ausgeben.“ Dieses Geld fehle für andere wichtige Investitionen im Sozial- oder Bildungsbereich.

Der Sachverständigenrat habe bereits einen Verbesserungsvorschlag vorgelegt. Dieser gehe davon aus, dass alle zehn Jahre die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland um ein Jahr steigt. „Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten“, erklärt Schnitzer. „Das würde hochgerechnet heißen: Im Jahr 2061 wären wir bei der Rente mit 69. Bei einer Rente mit 70 wären wir erst in 55 Jahren.“