Wie Hamburger Kirchen Mut machen wollen

Eine spontane Idee haben die beiden Hamburger Kirchenkreise innerhalb von wenigen Tagen in die Tat umgesetzt. Sie ließen große Banner mit Bibelzitaten produzieren. Die Sprüche sollen Mut in schwierigen Zeiten machen.

Vor der Kirche "Zum guten Hirten" in Hamburg-Langenfelde weht das Banner
Vor der Kirche "Zum guten Hirten" in Hamburg-Langenfelde weht das BannerHolger Janke

Hamburg. Es ist inzwischen jeden Sonntag das gleiche Bild: Die Kirchenbänke bleiben leer, Gottesdienste finden nicht statt. Doch die Hamburger Kirchengemeinden wissen sich zu helfen: mit Gottesdiensten über Youtube, Facebook oder per Telefon. Jetzt wird die christliche Botschaft auch in großen Buchstaben verbreitet. An Kirchen in Hamburg und im Umland hängen seit wenigen Tagen große Banner mit Bibelzitaten, die in schwierigen Zeiten Mut machen sollen.

Insgesamt sind 132 von 166 Gemeinden der beiden Hamburger Kirchenkreise dabei. „Eine solche Resonanz haben wir noch nie gehabt“, sagt Brigitte Könemann, die die Aktion für den Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein betreut. Dabei hätten die Gemeinden nur zwei Tage Zeit für eine Antwort gehabt, weil das Produzieren der Banner schnell beginnen sollte. Bei vergleichbaren Projekten, etwa für Geburtstagskarten der Kirchenmitglieder, seien deutlich weniger Gemeinden dabei. Das zeige, dass die Aktion genau zur richtigen Zeit komme.

Kostenlose Aktion

Die Banner gibt es in zwei verschiedenen Größen, die größere Variante misst fünf Meter mal eineinhalb Meter. Sie können sowohl im Quer- als auch im Hochformat angebracht werden. Drei Bibelsprüche haben die Macher der Aktion ausgesucht: „Gott verspricht: Ich stärke dich“ aus Jessaja 41, 10, „Gott spricht: Ich helfe dir“ aus Jessaja 41, 13 und „Gott gibt uns den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit“ aus 2. Timotheus 1, 7.

Die Kirchengemeinden selbst mussten nichts dazu bezahlen. Für sie war die Bestellung von bis zu zwei Bannern kostenlos. Wie viel Geld die beiden Kirchenkreise investiert haben, konnte Brigitte Könemann nicht sagen.

Die Idee zu der Aktion hatte Karl-Heinrich Melzer, Propst im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein gemeinsam mit seinem Team. Was von der Kanzel derzeit nicht in der gewohnten Weise möglich sei, müsse nun anders laufen – zum Beispiel über die sozialen Medien, sagte Karl-Heinrich Melzer. Doch so ganz wolle man die traditionellen Wege der Verkündigung – Kirchen, Gemeindehäuser und sonstigen Gebäude – nicht aus ihrer „Verpflichtung“ entlassen. Auch sie sollten Hoffnung, Zuversicht und Gottvertrauen vermitteln.

Zum Nachdenken anregen

Pröpstin Isa Lübbers aus dem Kirchenkreis Hamburg-Ost ergänzte, dass die evangelische Kirche in Hamburg damit „präsent und ansprechbar“ sei. „Wir unterstützen Menschen, wo und wie wir es können“, sagte die Theologin. Die Bibelverse auf den Bannern seien Aussagen, die stärken und zum Nachdenken anregen sollen.

Innerhalb weniger Tage seien die Banner bei einer lokalen Druckerei in Auftrag gegeben worden, berichtet Brigitte Könemann. Melzers Sohn Kjell übernahm das Ausliefern der Banner an die Kirchengemeinden und hat dafür hunderte Kilometer zurückgelegt. Inzwischen sind alle Gemeinden versorgt, was gar nicht einfach gewesen sei. Brigitte Könemann sprach von einer „logistischen Herausforderung“.

Viele Banner schmücken den Kirchturm, einige hängen aber auch vor dem Gemeindehaus oder am Zaun des Kirchengrundstücks – immer so, dass möglichst viele Menschen, die vorbeilaufen, die Bibelsprüche sehen. Mit St. Katharinen und St. Jacobi sind auch zwei Hamburger Hauptkirchen dabei.

Das erste Banner ist am Turm der Lutherkirche in Hamburg-Bahrenfeld angebracht worden. „Ich freue mich, dass wir in der aktuellen Situation über die Banner in Kontakt treten können, ohne in Kontakt zu kommen“, sagte Pastor Björn Begas von der Lutherkirchengemeinde Bahrenfeld. Auch viele andere Gemeinden hätten sich positiv geäußert, so Brigitte Könemann. Sie seien dankbar, für die Menschen ein gutes Wort finden zu können – und zwar im wahrsten Sinne.