Wie finde ich eine Freundin? – Neues Ratgeberbuch für Kinder

Wie lernt man, den Lehrer zu fragen, wenn man etwas nicht verstanden hat? Wie geht man mit Lästereien um? Kindertherapeutin Natasha Daniels hat jetzt ein Ratgeberbuch geschrieben, das sich explizit an Kinder wendet.

Das Netz ist voll von Lern-Videos und Lehrern, die Kindern etwa die Berechnung eines Flächeninhalts oder den Unterschied zwischen Dativ- und Akkusativobjekt erklären. Und es gibt auch zahlreiche Nachschlagewerke oder Sachbücher zu Geschichte oder Naturwissenschaften, die sich explizit an Kinder wenden.

Ein psychologischer Ratgeber für Kinder ist dagegen neu: Die amerikanische Therapeutin Natasha Daniels hat jetzt ein Buch geschrieben, in dem sie Kindern Nachhilfe in Sachen Sozialverhalten gibt. Es richtet sich ausdrücklich an Kinder – auch wenn es vermutlich die Eltern sein werden, die ihren Kindern das Buch kaufen. Es erscheint an diesem Dienstag erstmals in deutscher Übersetzung.

„Ich möchte dir dabei helfen, Freunde zu finden und zu behalten. Und ich zeige dir, wie du mit all den komischen Sachen umgehen kannst, die zwischen Menschen passieren (zum Beispiel, was du bei Lästereien oder Getratsche machst oder wann es gut ist, etwas zu ‚petzen‘ und wann nicht)“, schreibt die Kindertherapeutin, die selbst drei Kinder hat, im Vorwort des Buches „Gut mit anderen auskommen“.

Ein interessanter Ansatz, da sich die Ratgeberliteratur im Bereich Erziehung üblicherweise ausschließlich an die Eltern richtet. In diesem Buch sind laut Angaben Kinder zwischen sechs und zehn Jahren angesprochen. Es soll helfen, Kindern den Mut geben, „selbstbewusst, aber rücksichtsvoll auf andere Menschen zuzugehen“, wie es heißt.

Daniels, die im Netz zahlreiche englischsprachige Online-Seminare zum Thema psychologische Hilfe, Angst- und Zwangsstörungen und Erziehungstipps für Eltern anbietet, hat in dem Buch 50 Übungen zusammengetragen, darunter Spiele und Fragebögen, mit denen Kinder sich mit dem Thema beschäftigen und dadurch eigenständig an ihrem Sozialverhalten arbeiten können. Dabei werden auch Themen wie Mobbing oder das Setzen von Grenzen angesprochen.

Eingangs erklärt Daniels in kindgerechter Sprache, was soziale Fähigkeiten überhaupt sind – und was sie wichtig macht für das Zusammenleben von Menschen: Freundlichkeit etwa, die über ein Lächeln transportiert wird. Oder die Fähigkeit, Wut zu zügeln.

Übungen sollen dabei helfen, diese Kompetenzen, die Daniels als „Superkräfte“ bezeichnet, zu trainieren. Dazu geht es zunächst um die Selbsteinschätzung des Kindes. Mittels eines Fragebogens soll es ankreuzen, was es schon gut kann – und was noch nicht so gut gelingt. So kann das Kind sein eigenes Verhalten reflektieren. „Mit Kindern sprechen, die ich kenne“ kann es vielleicht schon. Und „Mit Kindern sprechen, die ich nicht kenne“, klappt vielleicht noch nicht so gut.

Die Kinderpsychotherapeutin gibt konkrete Hilfestellungen, etwa dabei, wie man ein Gespräch mit jemandem beginnen kann, den man nicht kennt. „Ein guter Gesprächsbeginn ist zum Beispiel eine Frage. Du kannst etwa nach Hobbys fragen. Die meisten Menschen LIEBEN es, von sich selbst zu erzählen“, heißt es in dem Buch.

Ein Thema – das wahrscheinlich jedes Kind schon einmal beschäftigt hat – ist, wie man Freunde findet. Dabei kommt es laut Daniels erst einmal darauf an, sich selbst zu mögen. Aber was macht man zum Beispiel, wenn Freunde etwas tun, das man selbst nicht gut findet?

„Es ist wichtig, dass man sich selbst treu bleibt und nicht gegen die eigenen Überzeugungen handelt“, heißt es etwa. Dann sei es auch durchaus erlaubt, mit Tricks zu arbeiten. Wenn etwa die Freundinnen ohne Helm Fahrrad fahren und wollen, dass man das auch macht, helfe es, die Eltern vorzuschieben: „Sag, dass deine Mutter das nicht erlaubt.“ Sie jedenfalls empfehle das ihren Kindern immer, wenn es Druck von Freunden gebe.

Vom Eingehen von Kompromissen bis hin zum Erlernen von guten Tischmanieren sollen die Mitmach-Übungen helfen, gesellschaftliche Situationen einzuüben. Auch wenn einem manches selbstverständlich erscheint und vielleicht auch befremdlich, an zwischenmenschliche Beziehungen auf diese analytische und nahezu bürokratische Art heranzugehen: Allein in einer Gruppe oder unsicher war jeder schon mal; psychologische Stärkung und konkrete Wege, mit so einer Situation bereits im Kindesalter umgehen zu lernen, können durchaus hilfreich sein.