Wie die Kirchen auf den Terror von Istanbul reagieren

Ein Zusammenhalten gegen den Terror fordert der EKD-Vorsitzende Bedford-Strohm nach den Anschlägen von Istanbul. Die evangelischen Gemeinden am Bosporus gedenken der Opfer mit Gottesdiensten.

Blick auf die Hagia Sophia von Istanbul. In unmittelbarer Nähe fand der Anschlag statt (Archivbild)
Blick auf die Hagia Sophia von Istanbul. In unmittelbarer Nähe fand der Anschlag statt (Archivbild)Nico Stengert / epd

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich bestürzt über den Terroranschlag in Istanbul geäußert und den Angehörigen der deutschen Opfer ihre Anteilnahme bekundet. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, erneut seien unschuldige Menschen Opfer perfider Terroristen geworden. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich erschüttert. Sein Mitgefühl gehöre den Angehörigen, für die Verstorbenen werde er beten. "Ich bete auch darum, dass die Geißel des Terrors endlich aus unserer Wirklichkeit verschwindet", erklärte Marx.
Bedford-Strohm sagte, er sei entsetzt über die Tat. "Was in Istanbul passiert ist, unterstreicht, wie dringlich es ist, dass jetzt alle Länder gemeinsam gegen solchen menschenverachtenden Terrorismus vorgehen", betonte der bayeriche Landesbischof Bedford-Strohm, der an der Spitze der EKD die deutsche Protestanten repräsentiert.

Im Gebet bei den Opfern

Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat den Terroranschlag in Istanbul verurteilt. Die Nachricht habe ihn erschrocken und getroffen, sagte er am Mittwoch in Leer. "In Gedanken und im Gebet bin ich bei den Menschen, die in der lebendigen und wunderschönen Stadt am Bosporus getötet, verletzt oder traumatisiert wurden."
Diese Ereignisse machten deutlich, dass Terrorismus nicht vor nationalen Grenzen halt mache, sagte Heimbucher. "Wenn wir jetzt unsere vielfache Verbundenheit mit den Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten umso stärker leben und pflegen, dann ist das die wirksamste Antwort, die wir alle auf einen solchen Anschlag geben können." Gefordert seien nun Mitgefühl und die Sorge um die Zusammengehörigkeit in Europa und über Europa hinaus. "Wir besiegen den Terror nicht mit militärischen und polizeilichen Mitteln allein – so unausweichlich der Einsatz dieser Mittel auch scheint."
Die deutschsprachigen Kirchengemeinden am Bosporus trauern ebenfalls um die Opfer. Mit Gottesdiensten werde der Opfer des Anschlags gedacht, sagte die Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Istanbul, Ursula August. Auch in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, die am Sonntag beginnt, seien Gedenkminuten geplant.

Evangelische Gemeinden in Türkei trauern

Evangelische und katholische Kirchengemeinden in Istanbul haben dem Auswärtigen Amt nach Angaben von August Kontaktadressen und Ansprechpartner genannt, die für Hilfen und Seelsorge zur Verfügung stehen. Die westfälische Pfarrerin Ursula August arbeitet seit 2011 im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde Istanbul. Vorher war sie Pfarrerin in Marl.
Zur evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei zählen rund 350 Familien. Gegründet wurde sie im Jahr 1843 durch Kaufleute. Die Kreuzkirche in Aynali Cesme, das zum Stadtbezirk Beyoglu auf der europäischen Seite Istanbuls gehört, wurde 1861 über einer Schule eingeweiht. Eine Filialkirche steht in der türkischen Hauptstadt Ankara.
Bei dem Selbstmordanschlag zwischen Blauer Moschee und Hagia Sophia wurden am Dienstag zwölf Menschen getötet, darunter mindestens zehn Deutsche. Der Anschlag, für den die türkische Regierung die Terrororganisation "Islamischer Staat" verantwortlich machte, galt einer Touristengruppe. (epd)