Wie demokratisch ist Kirche?

Kirchenparlamente werden die Synoden gern genannt. Doch wie demokratisch wird gewählt? Die Mitglieder des evangelischen Männerbrunchs in Gadebusch wollten es genauer wissen.

An den nächsten Wochenenden tagen wieder die Kreissynoden Mecklenburgs und Pommerns.
An den nächsten Wochenenden tagen wieder die Kreissynoden Mecklenburgs und Pommerns.epd/Tilman Baier

Gadebusch. Der Wahlkampf ist vor­über, der Souverän, das Volk, hat angekreuzt, wer ihn die nächsten Jahre im Land- und im Bundestag vertreten darf. Auch im Kreis des evange­lischen Männerbrunchs im Gade­buscher Pfarrhaus werden die Ergebnisse ausgewertet. Die Frage taucht auf, ob es gut wäre, mehr Basisdemokratie zu haben. Und schon ist man beim ­Thema. Denn es soll diesmal um die innerkirchliche Demokratie gehen. Eingeladen wurde eine Frau, die es wissen muss: Stefanie Wolf. Seit 2018 ist sie als Präses die Vorsitzende des mecklenburgischen Kirchenparlaments.

Gleich zu Beginn wird es grundsätzlich

Wenn der Reformator Martin Luther die Priesterschaft aller Getauften betonte, heiße das auch, dass jeder einzelne Christ in seiner Gemeinde Verantwortung trägt. „Da es aber nicht geht, dass zu jeder Kleinigkeit alle gehört werden, werden Vertreter gewählt – der Kirchengemeinderat“, so Präses Wolf.

Für Dinge, die einen größeren Überblick erfordern, gebe es dann die Kirchenkreise, die Landeskirchen und die Evangelische Kirche in Deutschland mit ihren „von unten“ gewählten Gremien. Die Synodalen der Nordkirche, aus den Kreissynoden gewählt, würden zwar die Gesetze beschließen und damit einen Ordnungsrahmen. Doch in diesem Rahmen könnten Kirchenkreise ihre Angelegenheiten selbst regeln und gestalten, wie dann auch die Kirchengemeinden die ihren.

„Die da oben“ gibt es nicht

Dann aber wird sie streitbarer: „Leider hört man von Leuten, die sich nicht richtig mit diesem Prinzip auseinandersetzen, immer wieder den Satz: ‚Die da oben‘. ‚Die da oben‘ gibt es nicht. Es wird nie etwas von oben entschieden, was eine konkrete Situation in einer Kirchengemeinde angeht.“ Als Beispiele folgen: wer wo beerdigt wird, wie der Gottesdienst gefeiert wird – diese Feinheiten würden in der Kirchengemeinde entschieden. „Natürlich müssen die da oben, und das ist in diesem Fall der Kirchenkreis, entscheiden, wie viele Pastorenstellen es gibt, abgestimmt mit den anderen Kirchenkreisen innerhalb der Nordkirche“, relativiert sie dann.

Denn die wenigen Absolventen müssten gerecht zugeteilt werden. Auch die Zuweisung der eingegangenen Kirchensteuern an die Gemeinden pro Kopf ist Sache der Kirchenkreissynode. Prompt kommt die Frage nach den Einnahmen aus der Verpachtung kirchlicher Ländereien. „Weil die Kirchengemeinden sehr unterschiedlich mit Land ausgestattet sind, gilt hier innerhalb des Kirchenkreises Mecklenburg weitgehend das Solidarprinzip“, so die Präses.

Gemeindeversammlung als wichtiges basisdemokratisches Element

Dann geht es um die Werke und Dienste, die Kirchenkreis und Landeskirche vorhalten. „Genau hier wackelt es ja zurzeit mächtig, auch bei der Männerarbeit“, kommt ein Einwurf aus der Runde. Stefanie Wolf kontert: Sie hätte in ihrer Dorfgemeinde, bevor sie Synodale wurde, nicht bemerkt, dass es solche Dienstleister für die Gemeinden gibt.

Erklärungsbedürftig findet ein Teilnehmer, warum es in den Synoden keine ausgewiesene Opposition gibt. Die Frage bleibt im Raum hängen. Doch Einigkeit herrscht in der Beurteilung der jährlich einmal anzusetzenden Gemeindeversammlung: Sie sei eine gute Möglichkeit für jedes Gemeindeglied, auch kritische Fragen zu stellen. Und sei darum das wohl wichtigste basisdemokratische Element in der Nordkirche.