Wie das Smartphone zum Beziehungskiller werden kann

Psychologin Anne Milek hat die tägliche Smartphonenutzung erforscht: Früher versteckte man sich hinter der Zeitung, wenn in der Partnerschaft mal etwas nicht so lief, heute hinter dem Smartphone.

 Wer regelmäßig zum Smartphone greift, gefährdet nach Einschätzung von Psychologin Anne Milek seine Beziehung
Wer regelmäßig zum Smartphone greift, gefährdet nach Einschätzung von Psychologin Anne Milek seine BeziehungImago / Zoonar

Wer beim gemeinsamen Abendessen regelmäßig sein Smartphone zückt, gefährdet nach Einschätzung von Psychologin Anne Milek seine Beziehung. „Die stumme Mitteilung dieser Handlung ist: Mal sehen, ob diese Nachricht interessanter ist als du. Jedenfalls kann das leicht so ankommen“, sagte Milek der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Witten.

Dabei sei allerdings unklar, was genau dahinter stehe: „Führt eine exzessive Smartphonenutzung zu mehr Konflikten und weniger Beziehungszufriedenheit? Oder greift man verstärkt zum Smartphone, weil man sich dem Partner oder der Partnerin nicht mehr nahe fühlt? Wahrscheinlich gibt es beide Richtungen, die sich auch noch gegenseitig verstärken“, erklärte Milek.

Smartphone-Nutzung und Partnerschaft

Die Wissenschaftlerin erforscht mit ihrem Team an der Universität Witten/Herdecke den Zusammenhang von Smartphone-Nutzung und Partnerschaft, das sogenannte Phubbing. Dieser Begriff setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern „phone“ für Telefon und „snubbing“ für Brüskieren. Er bezeichnet die Angewohnheit, sich im sozialen Kontext dem Smartphone zu widmen und dadurch das Gegenüber zu vernachlässigen. „Wir wollen das Handy nicht verteufeln oder abschaffen. Uns interessiert, wie es sich im Alltag auf Beziehungen auswirkt“, so Milek.

Sie wies darauf hin, dass der durchschnittliche Redeanteil jedes Einzelnen seit dem Smartphone weniger geworden sei. „Wir sprechen weniger face-to-face, kommunizieren anders. Es entstehen vielleicht auch weniger lustige Diskussionen miteinander als früher.“ Das Sexualleben leide ebenfalls unter Phubbing: „An Tagen, an denen das Smartphone viel genutzt wird, kann es zu weniger körperlichen Kontakten kommen“, so die Professorin.

Handyfreie Zonen und Zeiten können helfen

Dabei sei es individuell, wieviel Screen-Zeit eine Beziehung verträgt. „Jedes Paar muss entscheiden, was ihm gut tut“, erklärte Milek. Am wichtigsten sei, mit dem Partner oder der Partnerin Regeln zu vereinbaren, „wie man das Telefon für sich als Paar nutzen kann“. Das könnten zum Beispiel handyfreie Zonen und Zeiten sein. Für ihr noch laufendes Projekt befragt Milek Paare über ihr Smartphone-Verhalten und nutzt dafür Fragebögen, Tagebücher und eine App, um die Nutzungszeiten zu erfassen.