Früherer westfälischer Präses Hans-Martin Linnemann gestorben

Auch in seinem Ruhestand hat er sich noch als Seelsorger engagiert. Jetzt ist der frühere westfälische Präses Hans-Martin Linnemann mit 93 Jahren gestorben.

Der westfälische Altpräses Hans-Martin Linnemann, hier im JUni 2007, ist gestorben
Der westfälische Altpräses Hans-Martin Linnemann, hier im JUni 2007, ist gestorbenepd-bild / Werner Krüger

Der frühere westfälische Präses Hans-Martin Linnemann ist tot. Er starb am 2. Januar im Alter von 93 Jahren, wie die westfälische Landeskirche in Bielefeld mitteilte. Der 1930 in Witten geborene Theologe stand von 1985 bis 1996 als leitender Geistlicher an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen.

„Seine klare, nüchterne, freundliche Art, seine Bescheidenheit, seine bis zuletzt beeindruckende Geistesgegenwart – all das hat Hans-Martin Linnemann als Menschen und Kirchenführer in besonderer Weise ausgezeichnet“, sagte der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter. „Mit diesen Gaben Gottes und des Ruhrgebiets hat er seiner Kirche gedient – Herrschaft war keine Kategorie für ihn.“

Linnemann gehörte dem EKD-Rat an

Nach seinem Theologiestudium und der Ausbildung als Studentenpfarrer in Münster arbeitete Linnemann als Gemeindepfarrer in Dortmund. Später wurde er Superintendent in Lünen und Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund und Lünen. Linnemann gehörte zudem von 1989 bis 1997 dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, 1993 wählte ihn die Konferenz Europäischer Kirchen in ihr Präsidium. Im Jahr 1988 verlieh ihm die Universität Münster die theologische Ehrendoktorwürde.

„Hans-Martin Linnemann war ein Mann voller Respekt für seine Mitmenschen“, erklärte die westfälische Kirche. „Seine Warmherzigkeit und sein Blick für die Belange von Kirchengemeinden und Engagierten sind vielen bis heute unvergessen.“ Den Auftrag seiner Kirche habe er in Mission und Diakonie, Seelsorge und Zugewandtheit gesehen.

Über seinen Ruhestand hinaus engagierte er sich den Angaben zufolge als Seelsorger in seiner Kirchengemeinde in Bielefeld-Vilsendorf. Als Ruheständler vermittelte er im Jahr 2007 erfolgreich im Konflikt um die Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld – Gemeindemitglieder hatten die Kirche aus Protest gegen deren Verkauf mehrere Monate besetzt.

Linnemann war „offen und klar im Gespräch“

Die westfälische Synode wählte den Theologen im November 1984 zum Präses. Die Massenarbeitslosigkeit im Revier und in anderen Regionen Westfalens war nach Linnemanns Überzeugung kein Schicksal, mit dem sich eine Gesellschaft abfinden dürfe.

Zu Linnemanns 90. Geburtstag hatte die frühere westfälische Präses Annette Kurschus hervorgehoben, er habe seinen Dienst als Pastor verstanden, die Attitüde eines „Kirchenfürsten“ sei ihm zeitlebens fremd gewesen: „Linnemann fiel auf durch gründliche Sach- und Aktenkenntnis, er war offen und klar im Gespräch, auch Positionen von Minderheiten verschaffte er Gehör.“ Linnemann sei nicht als ein Mann „großer Worte“ aufgetreten, stattdessen habe er Gottes Wort groß gemacht.

Linnemann war 63 Jahre mit seiner Frau Magdalena verheiratet, die im Jahr 2021 starb. Die beiden wurden Eltern von fünf Kindern.