Zum Abschluss der 30. Weltklimakonferenz haben sich die Delegierten auf einen Minimalkompromiss verständigt. Ein viel diskutierter Fahrplan zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas fand sich nicht in der Abschlusserklärung, die die Vertreter aus mehr als 190 Staaten am Samstag nach einer Verlängerung der Konferenz um mehr als 19 Stunden in Belém verabschiedeten. Stattdessen einigten sie sich unter anderem auf eine freiwillige Initiative, die die Länder dabei unterstützen soll, ihre nationalen Klimaziele und die Beschlüsse früherer Konferenzen beschleunigt umzusetzen.
Wegen einer Unterbrechung des Abschlussplenums herrschte zwischenzeitlich Unklarheit über den weiteren Ablauf. Die kolumbianische Delegierte Daniela Durán hatte gedroht, einem weiteren Beschluss zum Klimaschutz zu widersprechen, sollte dieser keinen Verweis auf den Ausstieg aus fossilen Energien enthalten. Daraufhin zog sich der brasilianische Konferenzpräsident André Corrêa do Lago zu Beratungen zurück.
Nach rund einer Stunde rief Corrêa do Lago das Plenum wieder zusammen und erklärte, die zuvor getroffenen Entscheidungen seien gültig. Es folgte ein Schlagabtausch. Ein russischer Delegierter äußerte Unverständnis über die Einwände der lateinamerikanischen Delegationen und riet ihnen, sich nicht wie „Kinder zu benehmen“, die sich mit Süßigkeiten vollstopfen wollten. Eine argentinische Delegierte widersprach: Die lateinamerikanischen Länder würden sich „auf keinen Fall“, wie verwöhnte Kinder benehmen, vielmehr seien sie mit klaren Instruktionen ihrer Regierungen zur Klimakonferenz gefahren, sagte sie unter tosendem Applaus.
Kolumbien gehörte zu den Ländern, die sich während der Konferenz für einen verbindlichen Ausstiegsplan starkgemacht hatten. In einem Brief an die brasilianische Konferenzleitung hatten rund 30 Staaten – darunter Kolumbien und Deutschland – am Freitag mit einer Blockade der Abschlusserklärung gedroht, sollte der Fahrplan nicht aufgenommen werden.
Ein Hinweis auf „fossile Energien“ findet sich nicht in dem Abschlussdokument. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) dazu. Er habe sich „deutlich mehr“ gewünscht, mit Blick auf den Ausstieg aus den Verbrennertechnologien. Die EU sei geschlossen für mehr Klimaschutz eingetreten, sagte der SPD-Politiker, sei aber auf eine „sehr stark auftretende Petroindustrie“ gestoßen.
Nach der Annahme der Abschlusserklärung im Plenum kündigte COP-Präsident Corrêa do Lago noch eine eigene Initiative zur Erarbeitung eines Fahrplans an. Neben hochrangigen Gesprächen verwies er auf eine Konferenz, die kommendes Jahr in Kolumbien stattfinden soll.
Bei den Klimakonferenzen werden die Entscheidungen nach dem Konsensprinzip getroffen. Damit reicht das Veto eines Landes, um einen Beschluss zu verhindern. Vor allem das Öl-Exportland Saudi-Arabien, aber auch Russland wehren sich gegen ambitionierte Beschlüsse.
In dem Abschlusspapier wurde auch zu Bemühungen aufgerufen, die Hilfe bei der Anpassung an den Klimawandel für Entwicklungsländer ausgehend von dem Niveau von 2025 bis 2035 zu verdreifachen. Die Finanzierung auf dem Niveau von 2025 ist bisher nicht jedoch bekannt. Laut einem UN-Bericht hatten die reichen Länder 2023 für Anpassungsmaßnahmen in ärmeren Ländern 26 Milliarden US-Dollar gezahlt.
Zwar habe die Klimakonferenz nicht alle Forderungen der afrikanischen Staaten erfüllt, aber es seien „bedeutende Schritte in die richtige Richtung“ gemacht worden, sagte der Umweltminister von Sierra Leone, Jiwoh Abdulai. Die „zentrale Notwendigkeit von öffentlichen Mitteln für Anpassungsmaßnahmen“ sei bei den Regierungen angekommen. Die ärmeren Länder hatten ursprünglich 120 Milliarden US-Dollar (103 Milliarden Euro) jährlich bis 2030 gefordert.
Die Konferenz in der brasilianischen Amazonas-Metropole Belém sollte eigentlich am Freitag enden. Weil viele Streitfragen bis dahin ungeklärt blieben, ging der Gipfel jedoch in die Verlängerung.