Weihnachten: Das Fest der offenen Türen

Weihnachten ist meist mit Erwartungen überfrachtet, was oft zu Enttäuschungen und Frust führt. Deshalb eine Idee für das Fest: Weniger putzen, backen, kochen, einkaufen. Dafür mehr lieben.

Weihnachten ist für viele Menschen mit Überraschungen verbunden
Weihnachten ist für viele Menschen mit Überraschungen verbundenTSEW

Weihnachten bedeutete für mich als Kind: volle Bude. Da kamen die Großeltern, die unverheirateten Onkel und Tanten, die alleinstehenden Großtanten. Weihnachtsstress? Besonderes Essen? Sind mir nicht in Erinnerung geblieben. Dafür umso mehr: lustige Abende, an denen wir viel miteinander gespielt und gesungen haben – und Plätzchen in uns hineinstopften.

Später habe ich das Weihnachtsfest dann auch anders kennengelernt: Genervt-Sein, weil eine Großtante zum x-ten Mal das Gleiche erzählt. Streit, weil jemand vergessen hat, wichtige Dinge einzukaufen. Ärger und Enttäuschung, weil ein Lieblings-Mensch nicht kommt. Manchmal hätte ich das Fest am liebsten ignoriert.

Aber an Weihnachten kommt niemand vorbei. Es ist ein fixes Datum und betrifft die ganze Gesellschaft. An diesen drei Tagen steht das normale Leben still.

Der Umgang mit Erwartungen ist wichtig

Gerade dieses Fest ist mit Erwartungen verbunden. Und je nachdem, wie sehr man sich von diesen Erwartungen leiten lässt, können sie Stress auslösen. Helfen kann es, die Erwartungen zu sortieren: Sind sie wirklich vorhanden? Oder denke ich nur, dass die anderen etwas Bestimmtes von mir erwarten? Welche Erwartungen habe ich selbst? Und die wesentliche Frage: Selbst wenn – will ich all diesen Erwartungen überhaupt gerecht werden?

Es könnte ja sein, dass andere auch erleichtert sind, wenn sich nicht alle gegenseitig beschenken. Oder wenn an das Weihnachtsessen nicht so hohe Ansprüche gestellt werden. Und warum muss die Wohnung zu Weihnachten besonders sauber sein? Es ist ohnehin sinnvoller, in den Tagen danach gründlich zu putzen, wenn der Besuch wieder weg ist.

An Weihnachten sollten wir uns mit lieben Menschen umgeben

Wir feiern Weihnachten, weil Jesus Christus Mensch wurde. Weil Gott damit zeigte, wie sehr er die Menschen liebt.

Um diese Liebe geht es. Gerade an Weihnachten. Anstatt Zeit und Nerven zu blockieren mit putzen, backen, kochen und einkaufen, könnte man schauen: Welche Menschen in der Umgebung sind an den Feiertagen allein? Vielleicht freut sich die gerade geschiedene Nachbarin, wenn man sie einlädt. Oder der Freund, der mit seinen Eltern nicht klarkommt. Oder der verwitwete Verwandte, der noch immer mit der Trauer kämpft. Oder die Kollegin, die nicht wegfahren kann, weil sie krank geworden ist.

Da bin ich wieder beim Weihnachtsfest meiner Kindheit: Das Wichtigste war, dass Menschen um mich waren, die mich liebten. Es fühlte sich an wie in Liebe baden. Das möchte ich weitergeben. Ich freue mich, wenn andere Menschen mit uns feiern – da wird dann schon mal spontan eine ältere Nachbarin eingeladen. Ein Freund, der mit seiner Krankheit kämpft. Oder eine Bekannte, die unter ihrer Familie leidet. Es ist eine feine Sache, wenn die Stube voll ist. Was wir essen, wie sauber das Haus ist, ob und wie groß wir uns beschenken – das ist vollkommen nebensächlich.