Sie sind voller Ängste und Pessimismus. Politische Orientierung bekommen die Erstwähler vor allem über Soziale Medien. Ein großes Plus für die AfD.
Die Gruppe der Erstwähler bei der kommenden Bundestagswahl ist laut einer neuen Studie durch Unsicherheiten, Stress und Wohlstandsängste geprägt. Die negative Stimmung älterer Generationen wird übernommen “Parteien, die diese Zielgruppe erreichen wollen, müssen digitale Kompetenz zeigen und gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse und Ängste dieser Generation eingehen”, heißt es in einer am Donnerstag in Augsburg veröffentlichten Studie des Instituts für Generationenforschung.
“Während sich viele politisch orientierungslos und wenig bereit dazu zeigen, Verantwortung zu übernehmen, ist der Einfluss Sozialer Medien entscheidend. Parteien wie die AfD nutzen dies erfolgreich, während andere hinterherhinken”, heißt es. Wahlberechtigt bei der kommenden Bundestagswahl sind 59,2 Millionen Bundesbürger. Aktuell sind 42,1 Prozent von ihnen 60 Jahre und älter, 13,3 Prozent sind 18 bis 29 Jahre alt.
Bei der politischen Orientierung sind die jungen Wähler laut Studie stark gespalten: 19,10 Prozent der Erstwähler, die vorhaben zu wählen, sind unsicher, wo sie ihr Kreuzchen machen sollen. Von diesen unsicheren Wählern ordnen sich 69 Prozent dem linken, 16,36 Prozent der Mitte und 14,55 Prozent dem rechten Spektrum zu.
Der Einfluss von Social Media ist groß: 71,8 Prozent der Erstwähler empfinden die Sozialen Netzwerke als “sehr wichtig” für politische Ansprache. Gleichzeitig bewerten 72,6 Prozent der Erstwähler die digitalen Fähigkeiten deutscher Politiker als “schlecht” oder “sehr schlecht”. Die AfD erreicht junge Wähler dabei am besten: 55 Prozent der Befragten gaben an, dass die AfD die meisten Menschen in Sozialen Medien erreicht. Die Grünen folgen mit weitem Abstand mit 14 Prozent auf Platz zwei.
Zudem fühlt sich fast die Hälfte der Befragten von der Regierung ignoriert: 46,5 Prozent stimmen der Aussage “Für die Regierung sind wir einfache Menschen egal” eher oder voll und ganz zu. Viele halten zudem das Parteiensystem für überholt.
Die Studienautoren sprechen von einer “Generation Angst” und ihrer Orientierungslosigkeit. Die Gruppe der Erstwähler sei gestresster, pessimistischer und politisch orientierungsloser als vorherige Generationen. Zuversicht ist selten. Für 40,4 Prozent der jungen Menschen gibt es nichts, das ihnen Hoffnung gibt.
Die zentralen Sorgen der Generation Z betreffen weniger globale Themen wie Klima oder Kriege, sondern vielmehr Wohlstand und individuelle Perspektivlosigkeit. Junge Menschen seien erschlagen von der Fülle der Auswahlmöglichkeiten, heißt es. “Man hat schlicht permanent die Angst, nicht die richtige Auswahl getroffen zu haben.” Subjektives Stressempfinden und allgemeine Sorgen steigen in dieser Kohorte stark an: Die Forscher registrierten 52 Prozent mehr Stress im Vergleich zu älteren Generationen.
Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Planbarkeit des Lebens verlieren laut Studie bei dieser Generation an Bedeutung: Der Wunsch, Neues auszuprobieren, sank seit 2009 um 14,8 Prozent. Die Zustimmung zu Eigenverantwortung und Planbarkeit fiel sogar um 29,4 Prozent.
Viele der befragten jungen Menschen neigen laut Studie zudem dazu, Verantwortung für gesellschaftliche Probleme eher dem Staat und Institutionen als sich selbst zuzuschreiben: Nur 46,4 Prozent der Generation Z sehen sich selbst in der Verantwortung bei Adipositas, verglichen mit 59,7 Prozent älterer Generationen. 62,8 Prozent der Generation Z sprechen sich gegen eine Wehrpflicht aus, im Vergleich zu 37 Prozent bei älteren Generationen.
Für die Untersuchung wurden mehrere Studien ausgewertet, die von 2024 bis Januar 2025 erstellt wurden. Befragt wurden 4.132 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik mit einem Methodenmix aus Online-Panels und Umfragen. 330 wurden in Interviews qualitativ befragt.