Vor 40 Jahren brachte Motorola das erste Handy auf den Markt

Passanten, die urplötzlich vor sich hinplappern. Gebeugte Gestalten, die gegen Laternenpfähle taumeln. Aber auch: SMS, WhatsApp und TikTok. Der ganze Hype: Undenkbar ohne Handy – das anfangs etwas unhandlich daherkam.

Der Papst als Vieltelefonierer vor dem Herrn kann sich noch genau an sein erstes Mobiltelefon erinnern. Er habe damit seine Schwester angerufen, es dann jedoch zurückgegeben. „Ich konnte es nicht benutzen.“ Außerdem sei der Apparat „groß wie ein Schuh“ gewesen. Zum Fabrikat sind keine Angaben von Franziskus überliefert. Aber was die US-Firma Motorola vor 40 Jahren, am 21. September 1983, nach Zulassung durch die Federal Communications Commission (FCC) auf den Markt brachte, lag tatsächlich eher schwer in der Hand.

Das DynaTAC 8000X wog 800 Gramm, war 33 Zentimeter lang und kostete 4.000 US-Dollar. Die Features dieses Handy-Erstlings lassen einen heute in Gelächter ausbrechen. Ganze 30 Telefonnummer konnte der Knochen speichern. Musik, Fotos, Videos? Fehlanzeige. Gesprächszeit eine halbe, Ladezeit zehn Stunden. Da war der Gesprächspartner nicht nur „temporarily not available“.

Und trotzdem kündigte sich Großes an, als die Menschen nach und nach nicht mehr nur zuhause telefonierten, „sondern auf die Straße gingen und in ihre sperrigen Mobiltelefone plärrten“, schildert Joel Fischer vom Museum für Kommunikation Frankfurt die Anfänge einer Kulturtechnik, die verbunden mit Text- und Bildnachrichten aller Art das Kommunikationsverhalten rund um den Globus umkrempeln sollte.

Unterwegs per Tinder-App eine neue Liebe finden, gleichzeitig per Textnachricht mit der alten Schluss machen und nebenbei die Route, den Kontostand und Mails checken. Doch nicht nur im Privaten machte sich das Handy immer unverzichtbarer: Für Demokratiebewegungen wie den Arabischen Frühling 2011 wurde es ebenso elementar, um Botschaften in die Welt zu tragen, wie für twitternde US-Präsidenten (Barack Obama, Donald Trump und Joe Biden). Das Handy hat sich zu einer Art Alleskönner entwickelt, im Guten wie im Schlechten.

Der Weg dahin war etwas länger. Das allererste mobile Gespräch mit einem Motorola-Prototyp führte der Ingenieur Martin Cooper am 3. April 1973. Das dazugehörige Patent meldeten Cooper und Co. wenige Monate später am 17. Oktober 1973 an, vor 50 Jahren also.

Neben Motorola, machten zunächst Firmen wie Siemens aus Deutschland sowie die beiden skandinavischen Wettbewerber Nokia und Ericsson das Rennen. Blackberry und Sony überholten später, bevor Apple mit seinem iPhone den Markt umkrempelte. Inzwischen drängen sich dort immer mehr chinesische Anbieter.

Ab Mitte der 90er-Jahre begann der Siegeszug der Handys auch in Deutschland. 1998 besaßen laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 11 Prozent der Haushalte ein Mobiltelefon, 2003 waren es schon 73 Prozent und heute verfügen 98 Prozent aller Haushalte über mindestens einen solchen Apparat. Meist sind es mehrere – und es kommen ständig neue dazu. Der Branchenverband Bitkom schätzt, dass im laufenden Jahr 21,4 Millionen Smartphones abgesetzt werden; der Durchschnittspreis: 563 Euro.

Das bedeutet aber auch: Immer mehr Ressourcenverbrauch und immer mehr Müll. Ende 2022 lagen nach Berechnungen von Bitkom allein in deutschen Haushalten rund 210 Millionen Handys ungenutzt herum. Wer der Umwelt Gutes tun will, gibt sein Altgerät zum Recycling oder kann über Organisationen wie missio Aachen mit einer Handyspende benachteiligte Menschen in anderen Teilen der Welt unterstützen. Denn die schauen beim Abbau von Gold, Kobalt und anderen Rohstoffen fürs Smartphone oft genug in die Röhre.

Eltern und besorgte Pädagogen plagt unterdessen ein ganz anderes Problem: die Bildschirmzeit bei den Jüngeren. Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren verbringen laut „Jugend-Digitalstudie“ der Postbank 63,7 Stunden in der Woche im Internet, bevorzugt mit dem Smartphone. Auch dazu hat Papst Franziskus übrigens eine Meinung. „Oft tun wir eine Arbeit, und kaum sind wir fertig, greifen wir zum Handy. Ständig sind wir auf Draht; und das ist nicht hilfreich.“ Ein Plädoyer für mehr Handy-Disziplin. Ob diese Botschaft bis zum lautstarken Dauertelefonierer im Bahnabteil durchdringt? „Du, ich sitze gerade im Zug…“