Volker Bertelmann: vom Kirchen-Chor zur Oscar-Trophäe

Für seine Film-Musik zu „Im Westen nichts Neues“ hat der Düsseldorfer Volker Bertelmann den Oscar gewonnen. Zur Musik gefunden hat er als Kind – bei seiner Kirchengemeinde im Siegerland.

Da ist der Goldjunge: Volker Bertelmann präsentiert seinen Oscar
Da ist der Goldjunge: Volker Bertelmann präsentiert seinen OscarImago / Picturelux

So erfolgreich ist noch nie ein deutscher Film in der Geschichte der Oscar-Verleihungen gewesen: Gleich in vier Kategorien hat die Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ gewonnen, und anderem für die beste  Film-Musik. Sie kommt vom Komponisten Volker Bertelmann aus Nordrhein-Westfalen.

In seiner Dankesrede betonte der international bekannte Musiker, dass er bei der Arbeit an dem Film mehrfach an seine Mutter habe denken müssen. Sie habe ihm immer wieder gesagt: „Wenn du die Welt zu mehr Menschlichkeit und Empathie verändern willst, musst du bei dir selbst und in deinem Umfeld beginnen. Dabei lernst du und zeigst, wie wir alle zusammenleben können.“

Schon 2017 nominiert

Volker Bertelmann, auch unter dem Künstlernamen „Hauschka“ bekannt, stammt aus Kreuztal im Siegerland und lebt heute mit seiner Familie in Düsseldorf. Bereits 2017 war er für einen Oscar nominiert, für die Musik zum Film „Lion – der lange Weg nach Hause“. Diesmal konnte er die Trophäe nun tatsächlich in den Händen halten.

Wegen der schrecklichen Kriegsszenen habe er den Bildschirm beim Komponieren manchmal ganz klein machen müssen, sagte Bertelmann auf der großen Bühne im Dolby Theater in Los Angeles. Er dankte auch seiner Frau, seinen drei Kindern und seinen Mitbewerbern um den Oscar für die beste Filmmusik. Dass er Teil solch einer „einzigartigen, menschlichen und talentierten Gruppe von Komponisten“ sein könne, sei ein großes Geschenk für ihn.

Wegen der brutalen Szenen komponierte Volker Bertelmann mit einem kleinen Bildschirm
Wegen der brutalen Szenen komponierte Volker Bertelmann mit einem kleinen BildschirmImago / Everett Collection

Vor einiger Zeit erzählte Volker Bertelmann in einem Interview mit der Wochenzeitung Unsere Kirche, wie ihn die landeskirchliche Gemeinschaft im Siegerland geprägt hat, musikalisch wie auch zunächst in seiner Frömmigkeit. Im Gemeinschaftshaus seiner Gemeinde fand auch seine erste Begegnung mit dem Klavier statt, während eines Chopin-Klavierabends – „das war für mich eine ganz tiefe Berührung, fast ein Erweckungserlebnis“, schilderte der Künstler dieses Erlebnis im Nachhinein.

Bertelmann brachte seine Eltern dazu, ein gebrauchtes Klavier zu kaufen und für Unterricht zu sorgen. Seine Gemeinde bot ihm jede Menge Möglichkeiten, musikalisch aktiv zu werden, vom Blockflötenkreis bis zum Jugendchor. Bald allerdings wurde ihm das klassische kirchenmusikalische Repertoire zu langweilig. „Also habe ich angefangen, nach dem Gehör Popsongs zu spielen, mit dem Kassettenrekorder auf den Knien“, erzählte er in dem Interview. In der evangelischen Gemeinschaft kam das nicht gut an – Popmusik wurde dort zu der Zeit durchaus mal mit dem Teufel in Verbindung gebracht.

Sehnsucht nach Liebe

Diese Enge störte Volker Bertelmann schon als Jugendlicher. Auch sein Zivildienst auf einer Krebsstation brachte viele Anfragen an die starre Frömmigkeit mit sich. Auf Konzertreisen durch die ganze Welt weitete sich sein Blick immer mehr, wie er im Interview sagte: „Am Ende zählt für mich nicht, ob jemand Christ, Buddhist oder Moslem ist, sondern, wie er lebt und was er tut.“ Diese Haltung findet sich auch in seinen Kompositionen wieder: „Meine Ideen beim Komponieren haben immer mit Lebensfragen zu tun, mit Weite, Sehnsucht nach Liebe und der Achtung dem Leben gegenüber.“