Reformationstag: Virtueller Martin Luther beantwortet Fragen auf Youtube

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat sich etwas Besonderes zum Reformationstag einfallen lassen. Ein KI-gesteuerter Martin Luther beantwortet Fragen auf Youtube.

Martin Luther beantwortet am Reformationstag auf YouTube KI-gesteuert Fragen
Martin Luther beantwortet am Reformationstag auf YouTube KI-gesteuert FragenYouTube / EKiRInternet

Zum diesjährigen Reformationstag lässt die Evangelische Kirche im Rheinland einen KI-gesteuerten Avatar des Reformators Martin Luther (1483-1546) auf Youtube Fragen von Zuschauerinnen und Zuschauern in Echtzeit beantworten. „Die KI wurde so programmiert, dass sie Antworten im Stil von Martin Luther gibt“, teilte die rheinische Kirche in Düsseldorf mit. Dies sei mithilfe von ChatGPT möglich. Der virtuelle Luther feiert am 31. Oktober, dem Reformationstag, um 18 Uhr Premiere.

„Wir wollen über Künstliche Intelligenz die Botschaft der Reformation erlebbar machen und in unsere Zeit übertragen“, sagte der Internetbeauftragte der zweitgrößten deutschen Landeskirche, Ralf Peter Reimann. Um unerwünschte Antworten von ChatGPT zu vermeiden, würden die Inhalte manuell gefiltert, bevor die KI-generierten Antworten mithilfe einer Umwandlung von Text zu Sprache dem Avatar als Audio zugeführt werden.

Luther realitätsgetreu im Metaverse

Die Entwicklung des Luther-Avatars ist ein Kooperationsprojekt der rheinischen Kirche mit der Metaverse-Plattform XRhuman. Der Avatar im Metaverse basiert laut Reimann auf einem Gemälde, das Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) von Luther angefertigt hat. XRhuman habe dieses Bild mithilfe von KI-Algorithmen in eine fotorealistische 3D-Darstellung des Reformators transformiert. „Für Luthers Talar wurde ein Kollege als Double in 3D gescannt“, schreibt Reimann in einem Blogpost. „Anschließend wurden Kopf und Körper kombiniert, was zu einem Avatar führte, der sich realitätsgetreu im Metaverse bewegen kann.“

Bei der realistischen Darstellung Luthers sei es etwa auch um seine Körpergröße und seinen Dialekt gegangen. „Historische Aufzeichnungen und Vergleiche mit seinen Zeitgenossen legen nahe, dass Luther eine durchschnittliche Größe für seine Zeit hatte“, erläuterte Reimann. Die Macher hätten sich entschieden, für ihn eine Größe zu wählen, die für das 21. Jahrhundert passe. Da sein sächsischer Akzent für heutige Ohren ungewohnt klingen und vom Inhalt ablenken könnte, spreche der virtuelle Luther Hochdeutsch. Als Kulisse für den YouTube-Livechat dient ein virtueller Nachbau der Lutherkirche im Stadtteil Speldorf in Mülheim an der Ruhr.

Virtueller Reformator könnte weiter genutzt werden

„Es ist natürlich spekulativ, wie sich Martin Luther heute äußern würde“, betonte Reimann. „Doch ChatGPT bietet eine Interpretation davon, wie Luther sich hätte äußern können.“ Der Internetexperte hält eine zukünftige Nutzung des virtuellen Reformators im Religionsunterricht oder in der Konfirmandenarbeit für möglich.