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Verhandlung gegen Palliativarzt wegen Mordverdachts in 15 Fällen

Ein Serienmörder in der Pflege? Am Landgericht Berlin beginnt die Verhandlung gegen einen 40 Jahre alten Palliativarzt. Die Ermittlungen dauern unterdessen an. Die Staatsanwaltschaft geht über 90 Verdachtsfällen nach.

An diesem Montag beginnt am Berliner Landgericht die Verhandlung gegen einen Palliativarzt, dem die Staatsanwaltschaft Mord in 15 Fällen vorwirft. Der heute 40-Jährige soll aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen zwischen September 2021 und Juli 2024 mindestens 15 Patienten eines Pflegedienstes ohne deren Wissen und Zustimmung jeweils ein Narkoseeinleitungsmittel und anschließend ein Muskelrelaxans verabreicht haben, was zum Tode führte.

Die Staatsanwaltschaft Berlin sieht eine besondere Schwere der Schuld und fordert neben der Verurteilung eine anschließende Sicherungsverwahrung nach Verbüßen der Haftstrafe sowie ein lebenslanges Berufsverbot. Die Behörde ermittelt unterdessen weiter, sie geht nach eigenen Angaben über 90 weiteren Verdachtsfällen nach.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte auf Anfrage: “Serienverbrechen gegen das Leben in der Pflege und Medizin sind immer Einzelfälle. Dahinter stecken oft Machtfantasien, Eigensucht und Selbstüberschätzung.” Gleichwohl hätten gerade im ambulanten Bereich Täterinnen und Täter “zu leichtes Spiel”, da es weniger Kontrolle gebe und der Tod eines schwerst kranken Menschen nicht überrasche. Brysch forderte eine konsequente Überprüfung der Tätigkeiten des Palliativmediziners auch über Berlin hinaus. Für den Prozess sind bislang 35 Verhandlungstermine bis zum 28. Januar 2026 angesetzt.