Weltweite Kritik nach Ausschluss von Frauen aus Unis in Afghanistan

Anderthalb Jahre sind die Taliban wieder an der Macht. Mit der Verbannung von Frauen aus Unis setzen sie den Ausschluss der weiblichen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben fort.

UN verlangen Zugang zu Universitäten für Frauen in Afghanistan
UN verlangen Zugang zu Universitäten für Frauen in AfghanistanImago

Der Ausschluss von Frauen aus den Universitäten in Afghanistan sorgt weltweit für Kritik. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich zutiefst beunruhigt über die Anordnung der herrschenden Taliban, der weiblichen Bevölkerung den Zugang zur höheren Bildung zu verwehren. Auch die EU, die USA sowie deutsche UN-Vertreter kritisierten die Entscheidung.

Guterres erklärte, die Maßnahme der radikalislamischen Taliban habe verheerende Auswirkungen auf die Zukunft des Landes. Der UN-Generalsekretär forderte die international nicht anerkannten Behörden auf, den gleichberechtigten Zugang zu Bildung auf allen Ebenen für Frauen und Mädchen zu gewährleisten.

Anweisung aus dem Bildungsministerium

Zuvor hatten die Taliban am Dienstag angekündigt, Studentinnen den Besuch von Universitäten zu verwehren. Wie der Sender Tolo News berichtete, wurde eine entsprechende Anweisung vom Bildungsministerium veröffentlicht.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagierte empört. Die EU verurteile die Entscheidung der Taliban aufs Schärfste, erklärte er auf Twitter. Er sprach von einem „weltweit einzigartigen Schritt“, der die Rechte der Afghaninnen und Afghanen verletze.

Appell an afghanische Männer!

Auch US-Außenminister Antony Blinken kritisierte den Ausschluss von Frauen aus den Universitäten. Solange die Taliban nicht die Rechte der ganzen afghanischen Bevölkerung respektierten, könnten sie kein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden, sagte er in Washington.

Kritik kam auch von dem deutschen Diplomaten Markus Potzel. Der stellvertretende UN-Sondergesandte für Afghanistan rief die Männer in dem Land dazu auf, der zunehmend restriktiven Frauenpolitik des Taliban-Regimes zu widersprechen. Das Universitätsverbot, zeige „einmal mehr die Verachtung einer kleinen Minderheit der Taliban für gebildete Frauen“, sagte Potzel dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). Es sei jetzt vor allem auch an den Männern, gegen diese Politik zu opponieren.

Der Norwegische Flüchtlingsrat prangerte den Taliban-Beschluss ebenfalls an. Die Schließung der Universitäten sei ein gigantischer Schritt in die falsche Richtung, der die Zukunft des Landes zerstören werde, sagte der Landesdirektor der Hilfsorganisation, Neil Turner.

Gemäßigter Kurs versprochen

Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan hatten die radikalislamischen Taliban im August 2021 wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Zunächst versprachen sie einen gemäßigteren Kurs und die Achtung der Rechte von Frauen und Mädchen. Doch das Regime verschärft seine Politik immer mehr und verbannt Frauen zunehmend aus dem öffentlichen Leben. Das Taliban-Regime wird international nicht anerkannt.

Bereits während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 hatten die Taliban Frauen grundlegende Rechte wie den Zugang zu Bildung verwehrt. Vereinzelt gibt es immer wieder kleinere Proteste von Aktivistinnen gegen die Politik der Taliban.