Umfrage: Mehrheit der EU-Bürger würde mehr für Tierwohl zahlen

Wenn’s den Tieren hilft… Die Bereitschaft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, mehr für hochwertige tierische Produkte zu zahlen, ist laut einer Umfrage in der EU hoch. Doch ist das überhaupt der richtige Ansatz?

Eine Mehrheit der Menschen in der EU würde laut einer Umfrage dem Tierwohl zuliebe mehr Geld für tierische Produkte wie Fleisch und Eier zahlen. Wie aus einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Umfrage der europäischen Organisation Beuc hervorgeht, sind sieben von zehn EU-Bürgerinnen und -Bürgern bereit, grundsätzlich mehr für tierische Nahrungsmittel zu zahlen, die unter höheren Tierwohlstandards produziert werden. Verbraucherverbände mahnen hingegen, dass Tierschutz nicht von den finanziellen Möglichkeiten der Kundschaft abhängen dürfe.

Für die Umfrage befragte Beuc den Angaben zufolge im November jeweils rund 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen in den acht EU-Mitgliedsstaaten Deutschland, Belgien, Niederlande, Italien, Portugal, Spanien, Schweden und Ungarn. Von den Befragten gaben 84 Prozent an, regelmäßig Fleisch zu essen, 11 Prozent gelegentlich. Jeweils zwei Prozent bezeichneten sich als Vegetarier oder Pescetarier, die kein Fleisch, jedoch Fisch essen. Ein Prozent lebe vegan und verzichte auf alle tierischen Lebensmittel.

Wie viel höher die Kosten für tierische Produkte am Ende liegen dürfen, wird in der Umfrage unterschiedlich bewertet. So sei die Hälfte derer, die grundsätzlich mehr bezahlen würden, bereit, bis zu fünf Prozent höhere Kosten hinzunehmen. 30 Prozent würden bis zu 10 Prozent, 12 bis zu 20 und 8 Prozent sogar mehr als 20 Prozent mehr zahlen. Hingegen gaben 17 Prozent der Befragten an, schon die derzeitigen Preise für Fleisch nur noch unter Schwierigkeiten aufbringen zu können.

Trotz der Bereitschaft, mehr für die Produkte zu zahlen, dürfe Tierschutz nicht vom Geldbeutel abhängen, mahnte die Verbraucherorganisation foodwatch. „Es ist ethisch nicht vertretbar, dass wir im Supermarkt die Wahl zwischen Tierwohl und Tierqual haben. Im Supermarkt sollten nur Produkte angeboten werden, die nachweislich aus tiergerechter Haltung stammen“, sagte ein foodwatch-Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, unterstrich die Verantwortung der Verbraucher. „Der gezielte Griff zu heimischen und hochwertigen Waren bis hin zu Bio-Produkten würde uns deutlich helfen“, sagte Rukwied im Interview des Portals web.de. „Wir haben im vergangenen Jahr aber feststellen müssen, dass beim Einkauf wieder verstärkt auf den Preis geschaut wird.“

Eine zusätzliche Abgabe wie den vom Bundeslandwirtschaftsministerium geplanten Tierwohl-Cent sehe der Bauernverband kritisch, so Rukwied. Stattdessen brauche es von der Politik feste finanzielle Zusagen zur Förderung von Stallumbauten sowie eine Anpassung des Emissionsschutzrechts. Zudem müssten Importe aus Nicht-Eu-Ländern, die deutlich unter den deutschen Standards und dadurch billiger produzierten, erschwert werden.