Ukrainische Kliniken brauchen Hilfe aus dem Ausland

Sozialmediziner Gerhard Trabert zeigt sich nach dem Besuch in der Ukraine besorgt über die schlechte klinische Versorgung von Kriegsverletzten – und hat eine dringende Bitte an die Bundesregierung.

Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert hat die Ukraine besucht (Archivbild)
Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert hat die Ukraine besucht (Archivbild)epd-Bild / Kristina Schäfer

Die Krankenhäuser in der Ukraine benötigen nach Einschätzung des Mainzer Sozialmediziners Gerhard Trabert zur Versorgung zahlreicher Kriegsverletzter dringend systematische Unterstützung aus dem Ausland. Hilfreich wären beispielsweise Patenschaften zwischen deutschen und ukrainischen Kliniken, sagte der Arzt nach der Rückkehr von einer Reise in das Land dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bundesregierung könnte dies koordinieren: „Die Ärzte sind hoch qualifiziert, aber es fehlt an vielen Dingen.“

In der Ukraine sei ihm das Nebeneinander von vermeintlich normalem Alltag und einer großen Zahl schwersttraumatisierter Menschen aufgefallen. „Durch die Raketen- und Drohnenangriffe gibt es keinen sicheren Platz mehr“, sagte er. Während seines Aufenthalts seien jede Nacht die Sirenen zu hören gewesen. Bei seinen Gesprächen habe er die enorme Verzweiflung vieler Menschen gespürt. So sei ein kampferfahrener Soldat in Tränen ausgebrochen, als er den Deutschen Fotos seiner in die Bundesrepublik geflohenen Familie gezeigt habe.

Ukrainer leiden unter psychischer Belastung

Viele Gesprächspartner hätten ihm ihre in Wut umgeschlagene grenzenlose Fassungslosigkeit über den Angriff Russlands im vergangenen Jahr geschildert. Die Beziehungen zwischen den beiden Völkern seien wohl auf lange Zeit zerrüttet, sagte der Mainzer Arzt. Zugleich sei in vertraulichen Gesprächen immer wieder die Sehnsucht nach einem baldigen Waffenstillstand geäußert worden – selbst um den Preis, beispielsweise die Krim vorübergehend aufzugeben. Die Menschen hätten allerdings Angst, sich öffentlich so zu äußern, um nicht als Verräter zu gelten.

Bei seiner rund einwöchigen Reise hatte Trabert, der von dem Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch (Linke) begleitet wurde, ein sogenanntes Dermatom zur Behandlung von Brandopfern im Gepäck. Das durch Spendengelder finanzierte Gerät habe er an das Militärkrankenhaus in der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw übergeben.

Mahlzeiten für Flüchtlinge

Der von von dem Sozialmediziner und Obdachlosenarzt gegründete Hilfsverein „Armut und Gesundheit in Deutschland“ unterstützt außerdem die Vereinigung der „Köche der Ukraine“, die Mahlzeiten für Flüchtlinge und Mittellose zubereitet, und als neues Projekt eine Schule für autistische Kinder.

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im vergangenen Jahr engagiert sich Trabert in der Hilfe für ukrainische Flüchtlinge, bereits 2022 brachte er Hilfsgüter in das Kriegsgebiet. Im Februar 2023 war er einer der Erstunterzeichner des von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Publizistin Alice Schwarzer initiierten Petition „Manifest für den Frieden“.