Ein nicht alltägliches Treffen

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Gemeindepastor Torsten Morche diskutieren über Glaubwürdigkeit – und über die Frage, vor welchen Problemen Pastoren und Politiker heute stehen.

Torsten Morche und Sandra Goetz planen den Dialog zwischen Staat und Kirche
Torsten Morche und Sandra Goetz planen den Dialog zwischen Staat und KircheFriederike Lübke

Hamburg. Was Pastoren und Politiker gemeinsam haben? „Wir stehen vor dem gleichen Dilemma“, sagt Torsten Morche, Pastor in St. Trinitatis. Ihre Autorität sei nicht mehr selbstverständlich, ihre Positionen müssen sie begründen. „Warum sind wir da? Was machen wir überhaupt?“ Auf der einen Seite suchten die Menschen nach Erklärung, Sinn und Halt, auf der anderen Seite seien sie skeptisch gegenüber denjenigen, die versuchen, darauf Antworten zu geben. Wie ist man glaubwürdig? Was macht Integrität aus? Und worauf kann man wirklich vertrauen? Darum soll es am Sonnabend, 14. Dezember, gehen, wenn Morche mit einem prominenten Gast spricht.

Bürgermeister Peter Tschentscher kommt in die St.-Trinitatis-Kirche in Altona. Beide, Pastor und Politiker, beantworten jeweils dieselben Fragen zu Glaubwürdigkeit und Integrität, „den tragenden Säulen nicht nur der Arbeitswelt, sondern des gesamten Lebens“, wie es in der Ankündigung heißt. Danach wird die Diskussion geöffnet, und die Gäste im Publikum können Fragen stellen. Die Veranstaltung trägt den Titel „Glaube und Politik – Was trägt?“.

Christ in der DDR

Die Idee für die Runde hatte Sandra Goetz, Vorsitzende des Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Altona und Landesvorsitzende der SPD Frauen von Hamburg. Sie ist Christin und Mitglied der Hauptkirche St. Trinitatis Altona. Sie ist nicht nur von Morches Predigten beeindruckt, sagt sie, sondern auch davon, dass er in der DDR Christ wurde. Weil sie wusste, dass auch Bürgermeister Tschentscher bekennender Christ ist, kam ihr die Idee, die beiden zu einem Gespräch zusammenzubringen.

Morche hat sie mit dieser Ankündigung zwar überrascht, aber schnell gewonnen. Der Plan wurde bereits im Januar gefasst, aber als Zeitpunkt kam für Goetz nur der Dezember infrage, denn „in diesem Monat sind die Menschen offener für Glauben“, sagt sie.

Die Zeitplanung hat nun allerdings auch Kritik hervorgerufen, denn in drei Monaten sind Bürgerschaftswahlen. Goetz musste sich fragen lassen, warum der Bürgermeister nur mit einem Pastor auf dem Podium sitzen sollte, und nicht auch mit anderen Religionsvertretern. Morche musste sich rechtfertigen, warum nur ein SPD-Politiker kommt. Der Abend sei keine Wahlkampfveranstaltung und werde auch keine, erklären beide.

„Überkonfessionell und überparteilich“

„Es geht um zwei Personen, einer Bürgermeister, einer Pastor“, sagt Goetz. Und Morche ergänzt: „Ein gläubiger Politiker und ein Pastor reden über Glaubwürdigkeit.“ Beide haben die Einladung breit gestreut und hoffen auf ein interessiertes Publikum. Die Veranstaltung ist „überkonfessionell und überparteilich“, wird auch in der Ankündigung betont. Sandra Goetz und der Juso-Kreisvorsitzende Sören Platten übernehmen die Moderation.

Pastor Morche wuchs in der DDR auf und ist daher „auf dem politischen Ohr sensibel geblieben“, wie er sagt. Als der G20-Gipfel in Hamburg stattfand, setzte er sich dafür ein, dass Demonstranten auf dem Kirchengelände ein Zeltlager aufbauen durften. Falls sich die Gelegenheit ergibt, würde er Tschentscher gern fragen, wie er die Gipfel-Ereignisse aus heutiger Sicht beurteilt. Aber vor allem ist er gespannt, was der Bürgermeister auf die Fragen antworten wird, die ihnen beiden gestellt werden.

Weil er selbst nicht christlich erzogen wurde, ist Torsten Morche es gewohnt, seinen Glauben auch immer wieder für sich selbst zu begründen. Wenn andere das tun, empfindet er es meist als positive Herausforderung. „Es macht mir auch Spaß“, sagt der Pastor. Was ihn jedoch ärgert, ist die pauschale Kritik von Menschen, die im Grunde gar nicht mehr wissen, worüber sie sprechen. Zum Beispiel, als die Kirche einmal mit der Parole „Kein Gott, kein Staat, kein Patriachat“ beschmiert war.
Die Kirche ist barrierefrei, eigens für die Veranstaltung wurden zwei Gebärdensprachedolmetscherinnen engagiert. Das soll ein Signal sein, um auch Menschen mit Handicap einzuladen, erklärt Morche.

Info
Die Diskussion „Glaube und Politik“ findet am Sonnabend, 14. Dezember, von 18.30 bis 21 Uhr in der Hauptkirche St. Trinitatis, Kirchenstraße 40, statt. Im Anschluss gibt es Getränke. Der Eintritt ist frei.