Tag des Notrufs: Wissenswertes über die 112

Wenn es um Notfallrettung geht, gibt es mittlerweile deutliche technische Verbesserungen. Dennoch ist noch viel zu tun, um Rettungsdienste und Notaufnahmen zu verbessern.

Die große Mehrheit der Notrufe an die 112 kommt per Mobiltelefon
Die große Mehrheit der Notrufe an die 112 kommt per MobiltelefonImago / Westend 61

Manchmal sind Kalender-Daten gute Eselsbrücken: An jedem Freitag, den 13., mahnen Feuerwehren und Hilfsorganisationen die Bürger, Rauchmelder in Betrieb zu nehmen. Und am 11. Februar jeden Jahres begehen Rettungsdienste und Automobilclubs den „Europäischen Tag des Notrufs 112“.

Pro Tag werden in Deutschland durchschnittlich rund 84.000 Notrufe über Festnetz und Mobilfunk abgesetzt, wie die Deutsche Telekom, Telefonica Deutschland und Vodafone mitteilen. 2023 waren es insgesamt über 30 Millionen.

Laut Telekom kommen mittlerweile mehr als 90 Prozent der Anrufe über das Handy. Die meisten Notrufe gab es 2023 am 22. Juni: Das Unwettertief „Lambert“ sorgte in ganz Deutschland für umgestürzte Bäume und überschwemmte Keller.

Standort wird bei jedem Handy-Notruf übertragen

Wie Vodafone mitteilt, wird in Deutschland mittlerweile bei einem Handy-Notruf an die 112 der genaue Standort des Anrufers automatisch an die Retter übertragen. Dadurch könnten Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen den Unglücksort sehr schnell finden. Die Zahl der Scherzanrufe sei auf nahezu Null zurückgegangen, seitdem Notrufe nicht mehr mit einem Mobiltelefon ohne aktivierte SIM-Karte möglich seien, erläuterte ein Vodafone-Sprecher gegenüber Heise online.

Seit 2018 müssen neue Autotypen in der EU mit dem automatischen Notrufdienst eCall ausgestattet sein. eCall nutzt Mobilfunk und Satellitenortung, um nach einem Unfall – automatisch oder von den Insassen ausgelöst – eine Telefonverbindung zur Notrufnummer 112 herzustellen.

„In einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde“, mahnte der ADAC. Er appellierte an die Autofahrer, wichtige Notfalldaten im Mobiltelefon zu hinterlegen.

Der Automobilclub bietet dazu einen digitalen Notfallpass für das Smartphone an. Im Ernstfall können Rettungskräfte den QR-Code auf dem Notfallpass scannen; die Notfalldaten werden dann direkt übertragen oder beispielsweise an die weiterbehandelnde Klinik übermittelt. Voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2024 stehe dieser Notfallpass allen Menschen in Deutschland kostenlos zur Verfügung, so der Club.

Reform der Notfallrettung geplant

In den allermeisten Notfällen seien akut Erkrankte oder Verunglückte in der Lage, ihr Mobiltelefon zu entsperren, betont der ADAC. Die Rettungskräfte könnten also auch bei schwerwiegenden Fällen wie zum Beispiel Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall die Notfalldaten erfassen. Informationen zu Vorerkrankungen, Medikamenten oder einer möglichen Schwangerschaft könnten für eine akute Behandlung entscheidend sein.

Seit Jahren debattieren Politik und Gesundheitswesen eine Reform der Notfallrettung. Beklagt wird eine Fehlsteuerung der Patienten in Notfällen. Rettungsdienste und Notaufnahmen der Krankenhäuser berichten von Überlastung und Fehlalarmen. Ein Drittel der Patienten komme mit Bagatell-Erkrankungen in die Notaufnahmen; sie könnten genauso gut vom Hausarzt oder vom Notdienst der niedergelassenen Ärzte behandelt werden, heißt es. Vielen Bürgern sei nicht klar, dass sie statt der Notrufnummer 112 auch die ärztliche Bereitschaftshotline 116117 anrufen können. 2021 wurden in rund 1.600 Krankenhäusern mit Notfallambulanzen rund 9,8 Millionen ambulante Notfälle behandelt.

Notrufe sollen vernetzt werden

„Im Notfall sollen Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss nicht immer das Krankenhaus sein“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Mitte Januar, als er Eckpunkte für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung vorlegte. In vielen Fällen sei der ärztlich Notdienst sehr viel sinnvoller. Häufig reiche auch der Besuch am nächsten Tag in der Hausarztpraxis.

Um die Patienten besser zu steuern, sollen laut den Eckpunkten die Notdienstnummern von Rettungsdienst (112) und Kassenärzten (116117) vernetzt werden. Bundesweit sollen an Krankenhäusern Integrierte Notfallzentren mit einer zentralen Ersteinschätzungsstelle aufgebaut werden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen rund um die Uhr eine telemedizinische Versorgung und Hausbesuche bereitstellen. Künftig soll auch der Rettungsdienst durch Hausbesuche nichtärztlicher Fachpersonen entlastet werden.